Grevenbroich: Der melancholische Musiker

Künstler: Tobi Lessnow aus Grevenbroich ist eine Ein-Mann-Band. Er schreibt sanfte Balladen mit traurigen Texten.

<strong>Grevenbroich. Tobi Lessnows Studio ist etwa acht Quadratmeter groß. Niedrige Decke, gepolsterte Wände, leere Wasserflaschen auf dem Boden. Auf jedem freien Plätzchen ein Instrument: Schlagzeug, Gitarren und Bass. Die Partitur von "Morning has broken" liegt auf dem Klavier aufgeschlagen. Rasseln auf dem Fenstersims, Banjo an der Wand, Trommeln hängen von der Decke. Kabelsalat, wo der Blick hinfällt. An diesem Ort spielt der Grevenbroicher seine Musik ein, denn er ist Gitarrist, Schlagzeuger und Sänger in einem.

Die Aufnahme von verschiedenen Tonspuren hat er schon früher mit dem Tonbandgerät seines Vaters geübt. Gerade arbeitet er an seinem zweiten Album. Er singt mit sanfter, ruhiger Stimme und in englischer Sprache, weil er den "amerikanischen Spirit" so mag. Die Lieder wie "Disposable Life" oder "Wake up call" erinnern ein bisschen an Radioheads "Creep", doch seine Vorbilder will Lessnow nicht verraten, "um nicht in eine bestimmte Ecke geschoben zu werden".

Auch über sein Alter schweigt der Mann mit der Brit-Pop-Frisur. "Das mag albern klingen, aber es ist meine Philosophie, dass man jemanden unvoreingenommener beurteilen kann, wenn man nicht weiß, wie alt er ist."

Beim Reden klopft Lessnow unablässig auf seinen Bongos herum. Wenn er sich festlegen muss, bezeichnet der geschätzte Mitdreißiger seine Musik als "melancholischen Pop".

In seinen Liedern nehme er Rollen ein, schreibt er auf seiner Internetseite, zum Beispiel die eines am Leben Verzweifelten. "Wir werden die Sinnlosigkeit nie lösen können", sagt Lessnow. Wenn er eine Seele wäre, die irgendwo rumschwirre, und jemand fragte ihn: "Hey, hast Du Lust auf ein Leben auf der Welt, das ist ein super Trip und macht Spaß", dann würde er dankend ablehnen. Ein Melancholiker nicht nur als Musiker, sondern auch als Mensch.