Grevenbroich: Eltern beschuldigen Schule

Zwei Jahre schwänzte Christoph T. den Unterricht. Die Eltern sagen, dass sie die Schule um Hilfe baten, aber nichts geschah.

Grevenbroich. Im Prozess um den 15-jährigen Christoph T., der seine gleichaltrige Freundin aus Eifersucht ermordet haben soll, ist während des gestrigen zweiten Verhandlungstages bekannt geworden, dass der Angeklagte in den vergangenen zwei Jahren permanent die Schule geschwänzt hat.

Die Eltern von Christoph T. berichteten im Zeugenstand über ihre Hilflosigkeit bei der Erziehung. Dreimal hätten sie sich an den Leiter der Hauptschule gewandt, zitierte der Verteidiger des Angeklagten, Lutz Bartsch, die Eltern. Obwohl sie darum gebeten hätten, den Schulschwänzer mit Jugendamt oder Polizei zum Unterricht zu bringen, sei nichts geschehen. "Hier tragen das Jugendamt und die Schulleitung eine große Mitschuld", kritisierte der Anwalt.

Der Anwalt des Jungen will einen Gutachter klären lassen, ob sein Mandant überhaupt schuldfähig ist. "Er war vollkommen vernachlässigt und isoliert. In den zwei Wochen der Beziehung mit Valerie hat er zum ersten Mal seit Jahren Wärme und Zuneigung gespürt. Als sie sich von ihm trennen wollte, sah er keine Handlungs-Alternative."

Aus seinen gewalttätigen Computerspielen habe der Jugendliche nur eine Lösung gekannt: "Das ist das Töten", sagte Bartsch. Der 15-Jährige soll bis zu 13 Stunden am Tag mit gewaltverherrlichenden Spielen verbracht haben. Bartsch will einen Spiele-Experten im Gericht als Zeugen laden. Die Spiele hätten die Wirkung einer "Hirnwäsche" gehabt, meint Bartsch.

Weiter wurde bekannt, dass ein Polizist Christoph als "gefühlskalten Eisblock" beschrieben hat. Der Jugendliche habe in den sechs Wochen der Vernehmungen zur Tat keine emotionale Regung gezeigt, zitierte Bartsch die Aussage des Beamten.

Der Prozess am Landgericht Mönchengladbach läuft unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wie berichtet, hatte der Schüler den Mord bei Prozessbeginn gestanden. Er soll seine gleichaltrige Freundin im Dezember erstochen haben, als sie sich von ihm trennen wollte.

Auch die Eltern des Opfers sagten aus, berichtete der Anwalt. Sie hätten 20 Jahre in Wevelinghoven gewohnt. Nun seien sie weggezogen, weil sie als Hinterbliebene von Nachbarn immer mehr gemieden worden seien.