Neuss: 175 Liter Blut im Rathaus

Organisatoren des DRK zeigen sich gestern zufrieden.

Neuss. Im Rathaus fließt das Blut in Strömen. Besser gesagt, in Schläuchen. 500 Milliliter gibt jeder Spender beim Blutspendemarathon ab. Für mich ist es das erste Mal.

Zunächst geht es zur Anmeldung und zum Hämoglobintest. Auch Temperatur, Blutdruck und Puls werden gemessen. Dann klärt mich eine Ärztin auf: Es könne eine Lungenembolie geben, aber das habe sie noch nie erlebt. Ich lasse mich nicht beirren.

Susanne Schmidt vom Roten Kreuz ist schon zur Stelle. Sie sucht verzweifelt eine Vene zum Piksen. "Ich sehe ja oft zarte Venen, aber bei Ihnen...", klagt sie. Schließlich entscheidet sie sich für den rechten Arm. Der Stich tut gar nicht weh. Ich pumpe fleißig den kleinen Ball in meiner Hand, doch nach drei Minuten ist "mein erstes Mal" schon vorbei. Es sind erst 50 Milliliter im Beutel. Meine Vene gibt einfach nicht genug her.

Solche Probleme kennt Heinke Hartrampf nicht. Die 64-Jährige spendet zum 58. Mal ihr Blut. "Vor 20 Jahren habe ich angefangen. Nach Möglichkeit gehe ich drei Mal im Jahr", erzählt sie. Stolz zeigt sie ihren Blutspendeausweis. Offiziell darf sie noch vier Jahre spenden, dann ist sie zu alt. "Aber ich werde es ausnutzen, so lange es geht und ich gesund bin", sagt sie. Und Heinke Hartrampf wirbt gerne: "Eine Bekannte und meinen Mann konnte ich auch schon überzeugen." Susanne Schmidt ist zufrieden mit der Resonanz. "Es kommen viele Erstspender", weiß sie.

Dazu gehört auch Dennis Bechstein. Aber einen nervösen Eindruck macht er nicht. "Meine Freundin hatte eine Mandelentzündung, und bei der Operation erlitt sie Blutverlust", berichtet der 26-Jährige. Seine Freundin war auf eine Blutkonserve angewiesen. "Da bin ich auf die Idee gekommen, dass ich auch helfen kann."

Aber die Spendenwilligen denken nicht nur an andere. "Wenn mir was passiert, möchte ich das ja auch haben", meint Jens Kronenthal. Er hat vier Mal gespendet. Den Termin zur Ferienzeit begrüßt er: "Besonders in den Sommermonaten passieren viele Unfälle."

400 Spenden wollten die Veranstalter bekommen, 350 Menschen sind gekommen. Das macht 175 Liter Blut. "Angesichts des guten Wetters sind wir zufrieden", erklärt Thomas Herzfeld, Sprecher des DRK-Blutspendedienstes West. "Schön also, dass doch noch so viele Neusser gekommen sind", so Herzfeld.

Am Ende gibt es von den netten Herren vom DRK noch ein paar rote Gummibärchen. Auf dem Tütchen sind ein Teddybär und die Aufschrift abgebildet: "Die erste Liebe gibt’s im Spielzeugladen. Blut nicht." Finde ich auch.