Neuss: Arbeitslosenberatung muss Ende 2009 schließen

Das Land stellt die Förderung für 140 Beratungsstellen ein. Die Neusser Einrichtungen steht vor dem Aus.

Neuss. Karlheinz Kullig schüttelt den Kopf: "Ich kann’s nicht verstehen." Der Diplom-Sozialwissenschaftler berät seit fünf Jahren Arbeitslose an der Drususallee. Die Arbeitslosenberatungsstelle des Evangelischen Kirchenkreises Gladbach-Neuss gibt es seit über 23 Jahren, nun steht sie vor dem Aus.

Auslöser sind Pläne von NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann. Ab 1. Oktober stellt das Land die Förderung von rund 140 Arbeitslosenzentren und -beratungsstellen ersatzlos ein. Dabei stammt das Geld, 4,6 Millionen Euro, nicht aus Landesmitteln, sondern aus dem Europäischen Sozialfonds.

Das Ministerium begründet das damit, dass die Zuständigkeit für die berufliche Integration von Langzeitarbeitslosen bei den Argen liege. "Das Landesministerium hält es weder ökonomisch noch inhaltlich für sinnvoll und vertretbar, mit Mitteln des Landes und der EU neben Argen eine flächendeckende Beratungsinfrastruktur zu finanzieren", heißt es.

Unverständlich für Karlheinz Kullig, denn er weiß, dass das Angebot der Argen oft nicht ausreicht. Hinzu kommt: "Wir machen eine unabhängige Beratung, zu uns kommen die Leute freiwillig. Viele Betroffene haben Angst vor der Arge und sind in den Gesprächen nicht offen."

Kullig und seine Kollegin Angela Stein-Ulrich vermitteln häufig zwischen Arge und den Betroffenen. Sie bieten rechtliche Beratung zu den Bescheiden über das Arbeitslosengeld an. "Viele finden sich in dem Wust nicht zurecht", sagt Kullig. Aber auch bei persönlichen Problemen und Bewerbungsfragen können die beiden helfen.

Besonders unverständlich für Kullig ist, dass die Förderung gerade jetzt eingestellt wird. "Die Zahlen der Langzeitarbeitslosen sind in den vergangenen Jahren angestiegen", sagt Kullig. Gab es 2004 900 Beratungen, waren es 2007 schon 1280. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen liegt dabei bei etwa 72 Prozent (2004: 44,3 Prozent).

Die Neusser Arbeitslosenberatungsstelle wird fast zur Hälfte vom Evangelischen Kirchenkreis und zur Hälfte aus den Fördergeldern des Landes finanziert. Ohne das Geld steht die Beratungsstelle vor dem Aus. Immerhin wurde auf der Herbstsynode 2007 beschlossen, die Einrichtung bis zum 31. Dezember 2009 weiterzuführen.

Wie es danach weitergeht ist unklar. Gespräche mit der Arge, dem Rhein-Kreis Neuss und der Stadt Neuss haben bisher keine Lösung ergeben. "Ich hab’ die Hoffnung, dass es irgendwie weitergeht", sagt Kullig.