Hermann Josef Werhahn mit 93 Jahren gestorben

Neuss. Es gibt Menschen, von denen man denkt, dass sie immer da sein werden. Weil sie in jeder Minute ganz bei sich sind und auf eine Weise reden, dass es unmöglich scheint, dass dieser Kopf aufhört zu denken, dieses Herz aufhört zu schlagen.

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Hermann Josef Werhahn war so ein Mensch. Aber jetzt ist er gestorben, mit 93 Jahren. Bis zuletzt war er ganz im Hier und Jetzt verankert. Dass der jüngste Sohn des Neusser Unternehmers Wilhelm Werhahn authentisch und offen auf andere Menschen zuging, mag auch mit seiner Verehrung für seinen Schwiegervater Konrad Adenauer und seiner Liebe zu dessen Tochter Libet zu tun gehabt haben. Vor 66 Jahren haben die beiden in Rhöndorf geheiratet. Von Adenauer habe er viel gelernt, hat er mal gesagt: „Sein Denken hat enormen Einfluss auf mich gehabt.“

Von ihm hat er das Rollenbild übernommen, dass eine Frau keineswegs an den Herd gehört, sondern ein eigenes (auch politisches) Leben führen muss. Bei den Werhahns hieß das: Libet Werhahn-Adenauer begleitete ihren Vater als „First Lady“ bei den Auslandsreisen, engagierte sich in der Neusser Kommunalpolitik, und Hermann Josef kommentierte das gern mit: „Jeder von uns hat seinen eigenen Beruf.“ Refugium und Heimathafen war dabei immer das Haus am Rhein, das die junge Familie vor mehr als fünf Jahrzehnten bezogen hat. Fünf Kinder sind dort groß geworden, die mit Partnern, 17 Enkeln und acht Urenkeln nun trauern.

Hermann Josef Werhahn wurde am 7. April 1923 als jüngster Sohn der Eheleute Wilhelm Werhahn und Magdalena, geborene Cremer, geboren. Nach dem Abitur am Quirinus-Gymnasium (1941) musste er schon bald zum Arbeitsdienst — anschließend die Wehrmacht. Der Soldat geriet in sowjetische Gefangenschaft, aus der er erst 1947 wieder heimkehrte. Er holte eine Banklehre nach, doch auf seine Ausbildung angesprochen, stellte er sich bis zuletzt gern augenzwinkernd als „gelernter Aufsichtsrat“ vor.

In wie vielen Kontrollgremien er letztlich Verantwortung trug, ist nicht bekannt. Es sollen mehrere Dutzend gewesen sein: Brauereien und Bergwerke, Banken und Maschinenfabriken, die Hoesch Stahlwerke und die Rheinland Versicherung. Nicht zuletzt für sein Energie-Engagement erhielt Werhahn 1987 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Seine natürlichen Verbündeten fand er bei der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) der CDU, deren Ehrenmitglied er in Neuss war. Jens Hartmann, Vize-Chef der MIT Niederrhein verbindet mit Hermann Josef Werhahn „die Überzeugung, dass es sich lohnt, für eine bessere Welt zu streiten“.