Hitze vermiest die „Zeitsprünge“
Verschiedene Epochen wurden in der Innenstadt lebendig. Doch das Schauspiel lockte kaum Besucher an.
Neuss. Römische Gladiatoren treten im Schwertkampf gegeneinander an. Nebenan dinieren feine Damen in pompösen, barocken Kleidern. Dazwischen campieren Soldaten aus Zeiten des Ersten Weltkriegs in ihren Zelten. Und gleich gegenüber läuten US-amerikanische Soldaten das Ende des Zweiten Weltkriegs in Neuss ein. Das alles gab es an einem Nachmittag in der Neusser Innenstadt. Die City wurde zum Fest „Zeitsprünge“ zum Schauplatz der unterschiedlichsten Epoche der Neusser Stadtgeschichte. Etwa 50 Teinehmer kostümierten sich historisch zu ihrem Auftritt. Doch was sonst immer wieder tausende Besucher anlockte, blieb diesmal ein imposantes Festival weitgehend im Verborgenen.
Es war einfach zu heiß. Wo sonst Besucherscharen den spektakulär inszenierten Überfall des Räuber-Hauptmanns Mathias Weber alias „der Fetzer“ auf das Neusser Rathaus 1796 vom Marktplatz aus verfolgten, blickten am Samstag nur wenige Menschen gespannt auf das Verwaltungsgebäude und verfolgten das Schauspiel. „Ich hatte es befürchtet. Schließlich hat kaum jemand Lust, sich bei so hohen Temperaturen in die pralle Sonne zu begeben“, sagte Organisator Thomas Werz vom Stadtmarketing.
Thomas Werz, Mitarbeiter des Neusser Stadtmarketings
Eigentlich hatte sich das Fest „Zeitsprünge“ in den vergangenen Jahren gut etabliert. Obwohl viele Besucher am Samstag fehlten, hat die Veranstaltung nicht an Qualität eingebüßt — im Gegenteil: Wer sich trotz Hitze auf Freithof oder Marktplatz traute, begab sich auf eine Zeitreise durch die Neusser Stadtgeschichte.
Der Sammler Manfred Hennes aus Worringen präsentierte einen originalgetreu restaurierten, 71 Jahren alten US-Jeep in Militärgrün vor dem Zeughaus — samt Feldtelefon und Funkgeräten, versteht sich. Die alten Munitionskisten hat Hennes kurzerhand zum Radio umfunktioniert. „Ich möchte ja unterwegs auch ein bisschen Musik hören können“, sagt der 61-Jährige, der mit dem Gefährt übrigens jeden Tag zur Arbeit fährt.
Der Jeep war beim Stadtfest ein ebenso beliebtes Fotomotiv wie die alte Straßenbahn der ehemaligen Ring-Linie 16/26, die mitunter durch Neuss führte. Frank Becker und Manfred Olsen vom Verein „Linie D“ manövrierten den 1928 aus Holz gebauten Waggon zum Marktplatz, wo er sich in einen echten Hingucker verwandelte.
Interessiert ließen sich einige Geschichtsfreunde auch die Ergebnisse einer AG der Kreuz-Grundschule Neuss zum Thema Nordkanal und Epanchoir erklären, an der sich zehn Kinder unter der Leitung des ehemaligen Schulleiters Klaus Laufenberg beteiligten.