Im Lindenhof soll es künftig 15 bis 18 Tagespflegeplätze geben

Ende März, Anfang April könnten die Bewohner zurückkehren.

Foto: Lothar Berns

Grevenbroich. Wie werden Grevenbroicher Senioren in Zukunft leben? Was für Verwaltung und Politik eine generelle Frage ist, ist für die 87 derzeit ausquartierten und in benachbarten Pflegeheimen untergebrachten Bewohner des Seniorenzentrums „Lindenhof“ eine ganz konkrete. Kreisdirektor Dirk Brügge rechnet damit, dass sie nach dem verheerenden Dachstuhlbrand im vergangenen Jahr bis Ende März, Anfang April in den „Lindenhof“ zurückkehren können. Geht es nach der Vorstellung des Kreises, sollen dort dann — zusätzlich zu den bestehenden stationären Plätzen — 15 bis 18 Tagespflegeplätze entstehen.

„Durch die Einführung des ,Cook and Chill’-Verfahrens werden Räumlichkeiten im Bereich der Küche frei“, sagt Dirk Brügge. „Wir haben diesbezüglich bereits Gespräche mit einem Architekten vom Landschaftsverband geführt, müssen die Idee aber noch der Politik vorstellen.“ Die denkt bereits seit einiger Zeit laut über zukunftsfeste Perspektiven für den „Lindenhof“ nach.

UWG und „Die Aktive“ hatten im Kreistag beantragt, das jetzige Konzept der stationären Unterbringung zu überdenken und neue altersgerechte Wohnformen für das Haus in den Blick zu nehmen. Der Kreistag erteilte Ende vergangenen Jahres einen grundsätzlichen Prüfauftrag an die Verwaltung.

Sicher ist: Die Sanierung des „Lindenhofs“ kostet viel Geld. Bei den Instandsetzungsarbeiten, die unmittelbar nach dem Brand im September begonnen hatten, wurden erhebliche Brandschutzmängel in den Versorgungsschächten festgestellt. Da der Bauherr, der insolvente Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt, nicht mehr existiert, muss jetzt der Kreis als Betreiber einspringen. Die Kosten werden auf rund eine Million Euro geschätzt.

Die grundsätzliche Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist den „Lindenhof“ zu erhalten, sei durchdacht, aber schnell wieder verworfen worden, sagt Dirk Brügge. „Die Aufgabe das Hauses ist wirtschaftlich nicht darstellbar, sie wäre eine erhebliche Belastung für den Kreishaushalt. Es gibt Personal, das untergebracht werden muss und Bewohner, die in den ,Lindenhof’ zurückkehren wollen. Abgesehen davon hat das Haus einen sehr guten Ruf und es wird auch wieder wirtschaftlich betrieben werden können.“

Basis aller Überlegungen ist auch eine kreisweite Pflegebedarfsanalyse, die für Grevenbroich im Jahr 2015 einen deutlichen Überhang an vollstationären Pflegeplätzen aufweist. „Bei Tagespflegeplätzen besteht hingegen Bedarf“, sagt der Kreissozialausschuss-Vorsitzende Hans-Ulrich Klose (CDU).

Um ein Überangebot zu verhindern, will der Kreis beim Neubau von Pflege- und Altenheimen künftig kontrollierend und regulierend eingreifen. Möglich macht das ein novelliertes Landesgesetz. Ob und in welcher Form gebaut werden darf, soll nach dem tatsächlichen Bedarf entschieden werden. Ziel ist es, die Qualität von Wohn- und Betreuungsangeboten für ältere Menschen sicherzustellen, denn: Werden zu viele Heime gebaut, bleiben zunehmend Pflegeplätze unbesetzt und die Träger müssen sparen — oft zuerst beim Personal.