Patrick Winterhoff ist neuer Oberst

Bei der Mitgliederversammlung der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Holzbüttgen ging es hoch her.

Foto: A. Tinter

Kaarst. Sie dauerte mehr als fünf Stunden, begann zunächst relativ unspektakulär und geriet dann doch noch zu einem echten Aufreger: Auf der Mitgliederversammlung der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Holzbüttgen ging es hoch her, als Josef Karis aus dem Kreis der Schützen ermuntert wurde, gegen Patrick Winterhoff anzutreten und für das Amt des Oberst zu kandidieren. Winterhoff setzte sich schließlich bei der Stimmabgabe gegen Karis durch. Brudermeister Volker Schöneberg wiederum hatte keinen Gegenkandidaten, musste aber bei seiner Wiederwahl viele Gegenstimmen hinnehmen.

Im Vergleich zu Dauer-Oberst Dieter Meiritz war sein Nachfolger Klaus Kühn so etwas wie eine Eintagsfliege. Er warf jetzt aus gesundheitlichen Gründen das Handtuch und wurde ordentlich verabschiedet, mit stehenden Ovationen nämlich. Eben wegen dieser gesundheitlichen Probleme war Patrick Winterhoff bereits beim Schützenfest im vergangenen Jahr in die Rolle des Oberst geschlüpft. Was lag da näher, als den 26-Jährigen jetzt mit großer Mehrheit zu wählen? Was Josef Karis irritierte: Der sattelfeste Winterhoff hatte sich mit Christian Purtsch einen Adjutanten ausgesucht, der nicht aufs Pferd will. Deshalb wird auch der geübte Reiter Winterhoff während der Paraden zum Fußgänger.

Grenadiermajor Udo Gehrs ist ebenfalls Nicht-Reiter. Josef Karis, der Anfang Januar erst als Hubertusmajor im Amt bestätigt wurde, begründet seine Gegenkandidatur so: „Schützenmeister Andreas Beek hatte zu verstehen gegeben, dass der Hubertusmajor ebenfalls zu Fuß gehen sollte.“

Das ist jetzt vom Tisch. Karis sei es vor allem darum gegangen, dem Regiment die Berittenen zu erhalten — nicht zuletzt, weil es derzeit so aussieht, als ob es auch keine Vorreiter mehr geben werde in Holzbüttgen.

Die Situation wurde höchst brisant, als der Vorstand erklärte, er werde zurücktreten, falls Karis zum Oberst gewählt wird. Sein Lebenswandel — Karis pflegt seine schwer kranke Ehefrau und hat eine Lebensgefährtin — sei nicht mit den Idealen „Glaube, Sitte, Heimat“ vereinbar. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen, mein Lebenswandel ist nicht unsolide“, nimmt Karis zu diesen Vorwürfen Stellung und fügt hinzu: „Zurzeit sind bereits Leute im Bruderschaftsvorstand, die unter dem Aspekt ,Glaube, Sitte, Heimat’ da noch weniger hingehören als ich.“ Berittene im Regiment seien in Holzbüttgen Tradition.

In geheimer Abstimmung setzte sich Winterhoff mit 100 zu 73 Stimmen gegen Karis durch. Der Unterlegene wies darauf hin, er habe die Mitglieder des Hubertuscorps aufgefordert, sich nicht an der Stimmabgabe zu beteiligen. Offenbar vergeblich.

Alle anwesenden Schützen beteiligten sich an der Wahl des Brudermeisters. Amtsinhaber Volker Schöneberg, der ohne Gegenkandidaten angetreten war, erhielt die Stimmen von 117 Schützen, 62 votierten mit „Nein“, es gab acht Enthaltungen. „Ein ehrliches Ergebnis“, würden Politiker sagen. Worüber sich Karis aufregt: „Mir wurde vorgehalten, dass das ,Fünferbündnis’ nur Murks macht. Dabei ist es ein ungeschriebenes Gesetz, die Politik bei den Schützenversammlungen außen vor zu lassen.“

Die Ergebnisse der weiteren Wahlen: Einar Rasmussen wurde zum stellvertretenden Kassierer gewählt, Hans-Peter Herrig ist neuer Schießmeister.