Kaarst: Bildung - Schüler spüren die Unsicherheit

Die Eltern der Grundschule Stakerseite luden zur Diskussion in die Rathausgalerie – zum Thema „Bildung in der Mitte“.

Kaarst. Das Schul-Karussell dreht sich weiter. Daran konnte auch die Diskussionsrunde zwischen Elternschaft der Stakerseite, Elternschaft der Bussardstraße und Vertretern der Stadt nichts ändern.

Für eine Aussprache zwischen den unterschiedlichen Positionen sorgte die Veranstaltung in der Rathausgalerie aber allemal. Und daran war den mehr als 100 Besuchern spürbar gelegen.

Die ersten 20 Minuten des Abends gehörten Christa Henze. Die promovierte Pädagogin lehrt an der Universität Duisburg Essen. Zudem ist sie Mitglied des Runden Tisches der deutschen Unesco-Kommission. In ihrem Vortrag mit dem Titel

"Es geht um unsere Zukunft" rief die Bildungsexpertin in Erinnerung, um wen es in der ganzen Diskussion der vergangenen Wochen und Monate in erster Linie geht: um die Kinder.

Wichtig, so Henze, sei, dass ihnen in der Grundschule Verlässlichkeit vermittelt werde. Zum Thema Stakerseite/Bussardstraße wollte sie sich nicht direkt äußern. Sie betonte: "Alle Unsicherheiten, die wir Erwachsenen bei dem Thema haben, kriegen auch die Kinder mit."

Eine dieser Unsicherheiten beschäftigt auch die Eltern: "Wann wissen wir endlich definitiv, wo unsere Kinder nach den Ferien unterrichtet werden?"

Eine Frage, die vor allem der Elternschaft der Gemeinschaftsgrundschule Stakerseite mehrfach unter den Nägeln brannte. Zufriedenstellend beantworten konnte sie jedoch keiner.

Hintergrund: Die Bezirksregierung Düsseldorf hat einer Dependance-Lösung zugestimmt: Demnach wird ab dem kommenden Schuljahr eine Klasse von Schulanfängern in der früheren Albert-Schweitzer-Schule unterrichtet. Zudem soll dann eine 2. Klasse dorthin umziehen.

Der Entscheid der Bezirksregierung ist auf drei Jahre befristet, kann aber jederzeit wieder aufgehoben werden. Denn die Stadt hatte die Notwendigkeit eines zweiten Standortes (Dependance) damit begründet, dass die Grundschule Stakerseite saniert werden muss.

"Eine Sanierung der Grundschule Stakerseite ist im Schuljahr 2009/2010 vorgesehen", erinnerte Moderator Hans Christian Markert zu Beginn der Veranstaltung.

Doch bisher hat die Stadt keinen Auftrag dazu vergeben, auch ist im Haushalt dafür bisher kein Geld vorgesehen. Sie will zunächst einen Gutachter beauftragen, der den Sanierungsbedarf des mehr als 30 Jahre alten Gebäudes feststellt.

"Die Dependance-Lösung ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Wir sind der Meinung, dass es an der Stakerseite genügend Räume gibt, um Schüler beider Schulen zu unterrichten", sagte Inga Muth, eine der Sprecherinnen der Elterninitiative Stakerseite.

Auch Robert Begerau, Vorsitzender des Schulausschusses sagte: "Es gehört eine Grundschule in die Stadtmitte." Ewig sei die Entscheidung, welche der beiden Schulen bestehen bleiben solle, vertagt worden, kritisierte er.

Eltern der Albert-Schweitzer-Grundschule forderten, dass sich die Eltern der Stakerseite endlich mit dem Gedanken der Dependance anfreunden sollten. Man müsse den Kindern jetzt erklären, warum sie künftig an die Bussardschule gehen.

Doch die Erklärung bleibt schwierig. Zwar ist das Gebäude in die Jahre gekommen, es soll Schimmelbefall geben, der aber keine Gesundheitsgefährdung darstellt. Zudem ist die Gasheizung wie in vielen anderen städtischen Gebäuden in die Jahre gekommen.

Die Kritiker sehen dies jedoch als Vorwand. Nach Auffassung von Inga Muth gehe es der Stadt nur darum, einen weiteren Schulstandort zu erhalten.

Bürgermeister Franz-Josef Moormann verwies auf das Meditationsverfahren und die Analyse der Stadt, die alle Standorte untersucht hat: "Die Verwaltung hat das Thema sehr sachlich behandelt."

Auf Nachfrage eines Zuhörers äußerte sich Henze schließlich doch: "Das pädagogische Ideal ist natürlich, wenn die Schulgemeinschaft erhalten bleibt." Aber auch eine Schule an zwei Standorten könne eine Gemeinschaft entwickeln.