Kaarst: Dunkel und doch nicht düster

Ausstellung: In der Städtischen Galerie Kaarst stellt Reiner Lichtenscheidt seine Werke aus.

Kaarst. Reiner Lichtenscheidt zu beschreiben fällt schwer, er passt in keines der gängigen Klischees eines Künstlers. "Eigentlich sind es zwei Ausstellungen, die Sie zu Gesicht bekommen - und doch ist es ein Urheber", sagt Ralf Kulschewskij in seiner Einführungsrede für die Ausstellung, die seit gestern Lichtenscheidts Werke in der Städtischen Galerie Kaarst im Rathaus Büttgen zeigt. "Während ein Künstler sich im Spannungsfeld des Figürlichen und des Abstrakten bewegt und dort seinen Platz findet, nimmt sich Lichtenscheidt die unorthodoxe Freiheit, sich in beiden Welten zu bewegen."

Für Lichtenscheidt sind Figuration und Abstraktes keine Gegensätze, sondern zwei unterschiedliche Aspekte der Darstellung. So sieht der Besucher im Foyer seine abstrakten Arbeiten, während die figürlichen im Ausstellungssaal zu betrachten sind.

Der in Neuss lebenden Maler und Grafiker, der 1938 in Wuppertal geboren wurde, denkt seine Bilder nicht im Detail vor, macht vorab keine Skizzen. Das Hauptwerk entsteht unmittelbar, ist einmalig, unwiederholbar, auch für ihn. Die Bilder entstehen im Prozess - bilden sich heraus. Fließend wird das frei, was man rational nicht schildern kann. "Es ist die Faszination des Entdeckens, das noch nicht Gekannte zu erfahren." sagt Lichtenscheidt.

Damit begründet er seinen Anspruch auf Vielfalt. Immer wiederkehrende Elemente sind die sparsame Verwendung von grafischen Formen oder der kraftvolle Einsatz von Schwarz. Doch trotz der Abwesenheit von Licht wirken seine Bilder nicht düster. Vorwiegend gedeckte Farben und wie in der Bar-Szene einige gelbe Flecken, dazu sparsam benutztes Weiß, um die Konturen der Frau zu verdeutlichen, sind Elemente seiner Arbeit.

Gleiches gilt für die Museumsszene: Zwei Menschen, einer kommt, einer geht. Was bewegt sie? Was denken sie? Erkennbar ist das durchgängige Leitmotiv, der experimentelle Umgang mit Form und Farbe. Dabei lässt sich Reiner Lichtenscheidt von spontanen Einfällen und Wirkungen leiten.

Beim Betreten des Ausstellungsraums wird man von einem großformatigen Gemälde gefangen genommen. Ein Landschaftspanorama mit Heuwender. Wieder die für Lichtenscheidt typischen dunklen Farben, die dennoch dem Bild Leben geben.