Neuss: Der Weiße Bär von Uedesheim

Indianer: Der Shawano-Apachen-Club lud am Samstag auf seine Ranch. Am Lagerfeuer kehrten nicht nur Indianer ein.

Neuss. Wer die Western Ranch des Shawano-Apachen-Clubs bei Uedesheim nicht kennt, mag es kaum glauben: Doch hinter der Autobahn und vorbei am Gewerbegebiet liegt ein idyllischer Ort, an dem alte Traditionen wieder belebt werden und knisterndes Lagerfeuer ein Gefühl von Freiheit wecken soll. Indianer, Westernreiter und vornehme Saloon-Herren stehen am Samstag auf der Veranda.

Hier herrschen andere Gesetze. "Unser Verein lebt von dem Lebensgefühl, das wir bei jedem Treffen auf unserer Ranch wieder entdecken", sagt Satanta. Der Weiße Bär ist außerhalb des Clubs als Ingenieur Willi Weinforth bekannt. Der 51-Jährige ist seit 1990 Vorsitzender des Vereins, dessen Ziel es ist, an die Traditionen der nordamerikanischen Indianer-Völker zu erinnern. Bei diesem Vorhaben ist es nicht verwunderlich, dass Weinforth seine Töchter auch indianisch taufen ließ. "Diese Zeremonien gehören dazu und finden immer bei großen Ereignissen statt."

Heribert Schillings, der Mann mit der Mitgliedsnummer Eins, hat seit der Geburtsstunde des Clubs 1963 schon einige Rituale erlebt: "Wir feiern indianische Hochzeiten, erweisen aber auch den Verstorbenen die letzte Ehre." Der Totentanz, den die Clubmitglieder dann aufführen, soll böse Geister vertreiben.

Getanzt wird nicht nur auf indianische Art. Renate Kronenburger nimmt Stunden, um wie am Samstag zur Western-Musik beim berühmten Line-Dance mitmachen zu können. Auch die Kleidung hat sie schon viel Zeit und Geld gekostet: "Oft suche ich unter US-amerikanischen Internet-Adressen nach originalgetreuen Stücken." Am Samstag entschied sie sich für eine weiße Western-Lederjacke, mit vielen Fransen natürlich. "Viele Frauen schneidern sich die Kleider selbst", sagt Weinforth. Reifröcke mit Blumenmotiven, indianische Hüte und Federschmuck zieren die Saloon-Damen.

Western-Abende wie der am Samstag sind nicht die einzigen Veranstaltungen, bei denen die Country-Liebhaber zusammenkommen. "Spurenlesen, Übernachtungen in Tipi-Zelten und Falkner-Besuche sind ganz besondere Momente." Auch das Bogenschießen steht oft auf dem Programm. "Sogar mit selbst gemachten Bögen", sagt Satanta stolz.

Am Samstag kamen aber nicht nur eingeschworene Western-Fans. Werner Dressel und Margot Burg haben sich vom Kostüm-Fieber noch nicht anstecken lassen. Sie sieht ihrer Enkelin beim Spielen am Lagerfeuer zu. "Ich komme gerne mit Vivien", sagt Margot Burg. "Sie soll sehen, dass es noch andere Freizeitmöglichkeiten gibt, als am Wochenende betrunken durch die Stadt zu ziehen. Dieser Verein kümmert sich spürbar darum, dass nicht vergessen wird, dass die Natur ein ganz besonderer Ort ist."