Kaarst: Ein Jahr des Ehrenamtes
Bürgermeister Franz-Josef Moormann spricht über anstehende Projekte in 2009.
WZ: Bürgermeister Moormann, was war für Sie im zurückliegenden Jahr besonders eindrucksvoll?
Franz-Josef Moormann: Es war vor allem ein Jahr des Ehrenamtes: Wir haben den Brunnen im Maubiscenter in die Patenschaft der Gesellschaft Carolus übergeben und zum ersten Mal eine Ehrenamtsbörse veranstaltet. Die Freiwilligenbörse im Rathaus hat sich mit regelmäßigen Sprechstunden gut etabliert. Dann ist die erste Bürgersolaranlage ans Netz gegangen und es wurde eine Bürgerstiftung gegründet. Und außerdem hat die Freiwillige Feuerwehr ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Das alles zusammengenommen finde ich sehr eindrucksvoll. Das konnte man so nicht voraussagen.
WZ: Ende 2007 standen andere Themen im Vordergrund. Heute hat man den Eindruck, dass es um manche still geworden ist. Warum geht es in der Ortsmitte Vorst nicht vorwärts?
Moormann: Da liegt das Problem darin, dass wir viele Mitspieler zusammenbringen müssen. Die Stadt hat den Bürgerpark umgesetzt. Die weitere Planung steht, auch was die Details betrifft. Unsere Herausforderung ist, den Investor zu überzeugen, dass er beginnt. Wir haben ein Gespräch für Januar vereinbart und werden daraufhin arbeiten, eine verbindliche Zeitperspektive zu erhalten.
WZ: Die Grünen setzen sich für eine Bürgerversammlung in Vorst ein? Wird es die geben?
Moormann: Ich würde jetzt noch keine abschließende Antwort geben wollen. Aber im Moment denke ich, dass es nicht notwendig ist. Denn bei einer Bürgerversammlung möchte die Verwaltung in erster Linie die Meinung der Bürger erfahren, welche Richtung gewünscht ist. Die Richtung ist aber abgestimmt. Das Problem ist ja eher, das umzusetzen, was von den Bürgern erwartet wird. Ich gehe davon aus, dass im nächsten Jahr mit dem Bau begonnen wird.
WZ: Sie hatten angekündigt, dass es 2008 mit dem Gewerbegebiet Hüngert II vorangeht. Sind Sie mit dem Erreichten zufrieden?
Moormann: Es ist deutlich vorangegangen. Wir haben bei den Grundstücksverhandlungen gute Fortschritte erzielt. Die Bauleitplanung für eine neue Brücke über den Nordkanal zur Erschließung des Gewerbegebietes steht. Zu den Gesprächen mit Ikea kann ich sagen, dass wir da nach wie vor in sehr engen Verhandlungen stehen.
WZ: Die Sanierungsarbeiten für die Dreifachturnhalle haben noch nicht begonnen. Woran liegt das?
Moormann: Bei dem Thema befinden wir uns noch in einer Orientierungsphase. Der Verwaltungsvorstand spricht sich für eine Sanierung aus. Dann wird die Frage diskutiert, ob nicht ein Neubau besser sei. Die Entscheidung für eine Renovierung hat im Wesentlichen drei Gründe: Wir haben dort im Eingangsbereich eine gemeinsame Heizungsanlage für mehrere städtische Gebäude in der Stadtmitte. Würde man nun eine neue Halle errichten wollen, müsste man diesen Eckpunkt immer wieder beachten. Dann hat ein Gutachten ergeben, dass die Statik des Gebäudes komplett in Ordnung ist. Und der dritte Grund ist, dass wir das Hallendach bereits saniert haben.
WZ: 2,5 Millionen Euro sind für die Sanierung vorgesehen. Wird das Geld ausreichen?
Moormann: Mit der Frage beschäftigen wir uns zurzeit. Denn wenn man bei der Kostenaufstellung ins Detail schaut, dann geht die Summe darüberhinaus. Außerdem steht noch die Frage im Raum, ob die Dachsanierung wirklich das Optimum zur Energieeinsparung erreicht hat. Wir brauchen in dem Zusammenhang auch weitere technische Beratung. Zu den Haushaltsberatungen werden wir alle notwendigen Informationen parat haben, so dass eine Entscheidung im Januar getroffen werden kann.
WZ: Das Geld ist zurückgestellt. Bedeutet das, dass das Projekt vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzkrise realisiert wird?
Moormann: Die Dinge, die im Werk sind, müssen fertig gemacht werden. Die Dreifachturnhalle steht schon seit längerem auf der Agenda. Dort werden unterschiedliche Wettkämpfe ausgetragen. Dafür muss die Halle auch nutzbar sein. Sie erfüllt derzeit aber nicht den Standard.
WZ: Müssen andere Projekte aufgeschoben werden?
Moormann: Entsprechend der deutschen Tradition wird die Lage ja erstmal schwarz gesehen. Dazu möchte ich nicht beitragen. Tatsächlich ist es noch so, dass für das vierte Quartal die Steuereinnahmen so bleiben. Ansonsten muss man abwarten, wie sich die Dinge entwickeln und dann kurzfristig entscheiden. Wir haben einen Haushalt aufgestellt, die Risiken genannt. Wir haben ein erwartetes Defizit in Höhe von 4,3 Millionen Euro, das über die Ausgleichsrücklage ausgeglichen wird. Verschlechtert sich die Finanzsituation, müssen wir Einsparungen treffen, die dann weh tun. Die aber dazu beitragen, keine Schulden in einem Maße aufzunehmen, das wir nicht vertreten können.
WZ: Was könnte das betreffen?
Moormann: Wir sind ja immer sehr vorsichtig gewesen, Erwartungshorizonte entstehen zu lassen. Wir machen das, was zu tun ist. Wir sind in einer Planungsphase, in der wir Schwerpunkte für die Zukunft setzen. Ein wichtiger Bereich ist der Bildungsbereich und wie sie sich die Grundschulsituation in Kaarst entwickelt. Das hängt davon ab, wie die Bezirksregierung über unsere vorgeschlagene Dependance-Lösung der Stakerseite mit der früheren Albert-Schweitzer-Schule entscheidet. Stimmt die Bezirksregierung zu, dann hätten wir in dem Bereich keinen akuten Sanierungsbedarf. Wenn sie nicht genehmigt wird, dann haben wir eine neue Lage, über die wir dann nachdenken müssen. Die Haushaltsberatungen stehen bevor, da weiß man nicht, welche Wünsche noch geäußert werden. Fest steht, dass der Brandschutzbedarfsplan im ersten Quartal fertiggestellt wird. Da sind bei der Feuerwache Büttgen Investitionen zu erwarten. Auch im Bereich der Betreuung von unter Dreijährigen wird es Handlungsbedarf geben. Die Verschuldung von Bund und Land bereitet mir Sorgen, denn da werden weitere Kosten auf die Gemeinden zukommen.