Musikschul-Angebot wird kleiner

Grevenbroich deckelt den jährlichen Beitrag auf 250 000 Euro. Daher will der Kreis das Angebot zurückfahren.

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Grevenbroich. Die Musikschule des Rhein-Kreises mit rund 3200 Schülern feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Am 18. und 19. November stehen zwei Jubiläumskonzerte in Grevenbroich an. Doch der Kreis muss sein Musikschulangebot in der Stadt zurückfahren. Der Grund: Die Stadt deckelt ihren jährlichen finanziellen Beitrag auf 250 000 Euro, 97 000 Euro sollen pro Jahr eingespart werden. Dies sieht der Sanierungsplan vor, mit dem Grevenbroich bis 2024 zu einem ausgeglichenen Haushalt kommen will.

Mit einem städtischen Beitrag von nur noch einer viertel Million Euro kann jedoch, wie Kreisdezernent Tillmann Lonnes erklärt, das heutige Angebot nicht beibehalten werden. „Zunächst hatte die Stadt Korschenbroich ihren Betrag für die Musikschule auf 250 000 Euro begrenzt, dann folgte Grevenbroich mit einer Summe in derselben Höhe. Dabei hat die Stadt fast doppelt so viele Einwohner“, gibt Lonnes zu bedenken. „Wir haben schon Kosten reduziert — etwa durch Gruppenunterricht und Projekte mit Schulen. Aber wir haben die 250 000 Euro noch nicht erreicht.“ Erst vor kurzem habe Bürgermeister Klaus Krützen betont, dass die Stadt bei dieser Grenze bleiben müsse.

Für das Jahr 2016 sind, wie Tillmanns Lonnes ausführt, in Grevenbroich 335 Wochenstunden Musikunterricht geplant. „Künftig müssen wir diese Zahl auf 250 Wochenstunden senken. Die Reduzierung entspricht dem Lehrumfang von drei Vollzeit-Lehrern“, rechnet der Dezernent vor. Dabei kann bereits heute die Nachfrage nicht gedeckt werden. „Wir haben für die Stadt eine Warteliste mit rund 100 Personen“, sagt Lonnes. Die Musikschule in der Stadt Dormagen, die fast dieselbe Einwohnerzahl wie Grevenbroich hat, biete rund 540 Jahreswochenstunden an.

Grevenbroicher Musikfreunden drohen Konsequenzen. „Wenn ein Musiklehrer kündigt oder in Ruhestand geht, kann es sein, dass das Lehrangebot geringer wird als die Stundenzahl, die in den Schüler-Verträgen vereinbart wurden. Das hat womöglich die Konsequenz, dass wir Musikschülern, die bei uns lernen, künftig kündigen müssen — auch wenn wir das möglichst vermeiden wollen“, erklärt Tillmann Lonnes, der über diese Überlegung jetzt auch im Kreisschulausschuss informierte.

Vor zwei Jahren bereits hatte es gegen die geplante Mittelkürzung für die Etatsanierung in Grevenbroich Bürger-Protest mit einer Unterschriftenliste gegeben. Den „Schwarzen Peter“ sieht die Stadt aber keineswegs bei sich. „Der Rhein-Kreis Neuss als Finanzaufsicht hat uns erklärt, dass wir alle freiwilligen Leistungen, und dazu gehört die Musikschule, zu minimieren haben“, betont Stadt-Kämmerin Monika Stirken-Hohmann. „Wir haben ein Sanierungskonzept aufgestellt, das der Kreis genehmigt hat.“ In diesem Jahr müsse die Stadt — wegen Nachzahlungen für 2014 — sogar knapp 350 000 Euro an den Kreis für die Musikschule zahlen.

Der Rhein-Kreis hat laut Stadt angekündigt, dass er die Kostenreduzierung in Schritten vornehme und durch organisatorische Maßnahmen auffangen wolle. „Wie er das macht — durch Kürzungen, Effizienzsteigerung oder geänderter Beitragsstruktur — muss der Kreis entscheiden“, sagt die Kämmerin.

„Der Rhein-Kreis Neuss hat das Sanierungskonzept von Grevenbroich genehmigt, aber die Obergrenze von jährlich 250 000 Euro für die Musikschule hat die Stadt selbst vorgeschlagen“, sagt Kreisdezernent Lonnes.

Und er fügt hinzu: „Auch wenn der komplette Musikunterricht in Grevenbroich gestrichen würde, wäre die finanzielle Situation der Stadt nicht gerettet.“