Neuss: Abschuss – 80 Erpel zu viel im Park

Stadt beruft sich auf Tierschutzgründe.

Neuss. Fast jeden Morgen geht Gabriele Zeimens diesen Weg. Vom Zolltor am Pizzatörchen vorbei, durch den Stadtgarten. "Das gönne ich mir und genieße es", sagt sie. Gestern allerdings ist das anders. "Mein Gott, sind die Enten nervös", denkt sie noch, da sieht sie um kurz nach 8 Uhr einen Mann mit Gewehr, der sich ins Gebüsch beugt. Und hört einen Schuss. "Was machen Sie denn da?", ruft Gabriele Zeimens, und warnt noch eine Radfahrerin, die vorbeikommt. Doch der Mann in Jägergrün fühlt sich nicht ertappt. Er schieße Erpel, sagt er, und das mit Erlaubnis. Von denen gebe es viel zu viel, habe der Schütze noch gesagt und sei dann davongegangen, berichtet die Spaziergängerin.

Der Mann in Grün hat Recht. Er ist nach Abstimmung mit der Unteren Jagdbehörde des Kreises im Auftrag der Stadt im Neusser "Jagdrevier I" unterwegs, ein "Jagdausübungsberechtigter", wie es bei der Polizei heißt.

Auslöser der Aktion sei der Tierschutz, erklärt ein Vertreter des Grünflächenamtes der Stadt. Denn im Stadtgarten gibt es im Verhältnis zu den Enten eindeutig zu viele Erpel. Die setzen sich nicht zuletzt beim intensiven Füttern durch Spaziergänger gegen die Enten-Damen durch.

Nun sind bis zum 14. Januar insgesamt sieben Termine anberaumt, an denen der Jagdpächter 80 Erpel schießen wird. Dann gebe es wieder ein Verhältnis von 1:1 zwischen Erpel und Enten, so die Stadt. Aktiv werden darf der Jäger von 7.30 bis 9 Uhr. Er selbst muss dafür Sorge tragen, dass Spaziergänger und Hunde nicht gefährdet werden. Die Abschuss-Aktion sei auf den Stadtgarten beschränkt, sagt ein Stadtsprecher. Auf tote Erpel werden die Stadtgarten-Freunde in der nächsten Zeit aber nicht stoßen, der Jäger nimmt die Tiere mit. Auf dem Teller werden sie nicht landen: Entenfleisch mit Blei kommt nicht in den Verkauf.