Neuss: Bürgersolaranlage vor dem Aus?

Streit: Gesellschafter fühlen sich von der Stadt betrogen. Sie sprechen von „Hinterfotzigkeit“.

Neuss. Steht die erste Bürgersolaranlage kurz vor dem Scheitern? Morgen findet ein weiterer Gesprächstermin mit allen Beteiligten bei Frank Gensler, dem Chef des Gebäudemanagements, statt - vermutlich die letzte Chance, das Projekt zu retten.

Die Solar-Gesellschaft ist jedenfalls mit den Vertragsbedingungen noch nicht einverstanden (die WZ berichtete). Und die Zeit verrinnt: Bis Ende des Jahres müsste die Anlage stehen, da RWE seine Förderung ab 2009 reduziert.

Es geht vor allem um das Dach der Realschule Holzheim, auf dem die Solaranlage entstehen soll. "Die Stadt hat uns belogen", sagt Heinrich Ackermann, Vorsitzender des Forums Umwelt und Initiator des Projekts.

Das Gebäudemanagement habe die Eignung des Daches bestätigt, obwohl Solaranlagenbauer bei einer Begehung feststellten, dass die letzte Sanierung 15 Jahre zurückliegen müsse. Daher sei eine weitere Sanierung innerhalb der 20-jährigen Laufzeit der Solaranlage notwendig. "In Süddeutschland nennt man sowas Hinterfotzigkeit", so Ackermann.

Die Unterlagen des Gebäudemanagements enthielten "gelinde gesagt, Mängel". Um nochmal sicherzugehen, wird das Forum Umwelt heute einen Architekten auf das Dach der Realschule schicken, der auch bei dem Gespräch dabei sein wird.

Ackermann kritisiert zudem die Entscheidung der Stadtverwaltung, keine interne Werbung zuzulassen. "Mitarbeiter der Verwaltung sind also keine Bürger?", fragt er und fügt hinzu: "Ich bin sicher, dass in Neuss der Bau der Bürgersolaranlage verhindert werden soll."

Auch die Grünen befürchten, dass die Befürworter der Anlage enttäuscht werden. "Die von Bürgermeister Napp angekündigte Unterstützung ist leider nur halbherzig", kritisiert Fraktionsvorsitzender Michael Klinkicht. "Das Gebäudemanagement wollte tatsächlich Geld für den verursachten Arbeitsaufwand sehen." Auch Ingeborg Arndt (Grüne), Gründungsmitglied der Gesellschaft, bemängelt, dass die Stadt Kosten und Risiken, zum Beispiel bei einer Dachreparatur, auf die Förderer abwälzen will: "Das kann doch nicht sein. In Dormagen, Kaarst oder Meerbusch trägt die Stadt das mit."

Über den Vorschlag des Forums Umwelt hat man laut Ackermann erst gar nicht gesprochen und stattdessen zwei eigene Entwürfe - von Rechtsamt und Gebäudemanagement - vorgelegt. "Wir laufen da auf Glatteis", ärgert sich Ackermann. Große Hoffnungen hat er nicht mehr, seine Anteile hat er zurückgezogen. "Ich würde sie aber sofort wieder kaufen." Er will die Brocken hinwerfen, wenn es morgen nicht klappt.

Die Stadt mochte sich gestern nicht zu den Querelen äußern. Am Mittwoch findet eine betriebsinterne Besprechung über die weitere Vorgehensweise statt. Stadtsprecher Michael Kloppenburg betonte, man werde bei dem morgigen Gespräch nach einer einvernehmlichen Lösung suchen.