Im Globe: Und ewig bockt das Weib

Festival: Rasante Interpretation von Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“.

Neuss. Sie alle sind etwa Mitte zwanzig, gesegnet mit komödiantischen, musikalischen, mimischen und tänzerischen Talenten, obendrein von beneidenswerter Kondition und einer Spielfreude, so dass schnell klar wird: Lard’Enfer et La Compagnie Les Figaros werden uns "Der Widerspenstigen Zähmung" weder klassisch noch in feministischer Empörung vorsetzen.

So kommt es auch. Die fünf Männer und zwei Frauen aus Avignon lassen in ihrer musikalischen Komödie nach William Shakespeare ein Musical explodieren: Dabei fliegen Fetzen, Requisiten, Akteure nur so durch die Gegend, dass dabei kein Auge trocken bleibt.

Es ist aber auch zu komisch, wie der Textautor, Choreograph, Regisseur und großmäulige Petruccio-Darsteller Alexis Michalik mit seiner Truppe die erschütternde Frage, ob man die Widerspenstige heute denn überhaupt noch aufführen dürfe, schon im Keim erstickt. Derselbe Abstand, den Shakespeare zur vermeintlichen Moral ("nur ein geschlagenes Weib ist ein gutes Weib”) erzeugt, indem er den Trunkenbold zum temporären Lord mutieren lässt:

Diese Distanz entsteht jetzt durch einen Prolog, in dem sich alle Mitwirkenden dem Publikum am Strand von Padua präsentieren und vier hüftschwingende Bikini-Schönheiten den ersten Beifallsorkan auslösen. Wenn danach die eigentliche Geschichte ihren Lauf nimmt und Käthchen hinter der Szene den ersten Protestschrei heraustutet, dann darf sich auch der verbohrteste Emanzipator zurücklehnen und sich einfach amüsieren.

Unmöglich zu entscheiden, was mehr zu loben wäre. Das Tempo der Aufführung, die in eindreiviertel Stunden alle fünf Akte des Stücks zumindest berührt; die zum Teil geradezu artistische Körper- und Raumbeherrschung der Spieler; die treffenden, zwischen Rock’n’Roll, Blues und Cancan changierenden Musikeinlagen; die Sperrfeuer an sprachlichem Witz und Zungenbrechern; die individuelle Wandlungsfähigkeit, mit der das siebenköpfige Ensemble alle erforderlichen Partien realisiert; oder die virtuose Stretta, in der durch eine bloße Inhaltsangabe die verworrenen Handlungsstränge aufgerippelt werden.

Die brillante szenische Stimmführung entlädt sich in polterndem Applaus, der nur deshalb nicht in Standing Ovations mündete, weil der Durchschnittszuschauer, anders als die Schauspieler aus Frankreich, nicht zugleich stehen und trampeln kann.