Neuss: Der Doppelmord im Jostenbusch

Die Schüler des Marie-Curie- Gymnasiums lüften auf ihren Führungen Geheimnisse der Nordstadt.

Neuss. Im Mai 1967 wurden im Jostenbusch zwei Kinderleichen gefunden. Ein vierjähriges Mädchen lag entkleidet und erdrosselt auf dem Waldboden. Ein viereinhalbjähriger Junge wurde mit aufgeschnittener Kehle entdeckt. Obwohl es zwei Zeugen und einen Tatverdächtigen gab, wurde nie jemand verurteilt. "Unsere Recherchen dauern noch an. Wir haben den Fall noch nicht abgeschlossen", sagt Agathe.

Die Schülerin des Marie-Curie-Gymnasiums steht im Regen im Jostenbusch. Sie und ihre Schulkameraden sind umringt von interessierten Zuhörern. Die erste Stadtteilführung der Acht- und Neuntklässler ist trotz schlechtem Wetters gut besucht.

Begonnen hat alles im vergangenen Jahr. Das Land NRW hat den Wettbewerb "Archiv und Jugend" ausgeschrieben. Die Landesregierung wollte so die Archive animieren, sich verstärkt um das Interesse Jugendlicher zu bemühen. 100 000 Euro wurden 2007 zur Verfügung gestellt, die Archive konnten sich mit verschiedenen Projekten bewerben. Das Stadtarchiv Neuss erhielt für zwei Projekte 10 000 Euro.

"Ziel war es, zwei Projekte zu realisieren, die nachhaltig wirken", sagt Stadtarchivleiter Jens Metzdorf. So recherchieren Oberstufenschüler des Marie-Curie-Gymnasiums Quellensammlungen, das Erarbeitete soll dann im Geschichtsunterricht genutzt werden. Das zweite Projekt heißt "Stadtteilführer", dabei haben "die Kinder nachmittags und am Wochenende die Nordstadt erkundet", sagt Metzdorf.

Nach vielen Besuchen im Stadtarchiv, einem Recherche-Wochenende in der Jugendherberge und Gesprächen mit Anwohnern der Nordstadt sind drei Routen entstanden. "Das Prinzip ist: Schüler führen Schüler", sagt Michael Schmitt, der als Lehrer das Projekt betreut. Künftig sollen die drei Stadtführungen regelmäßig für andere Schüler angeboten werden und eine Broschüre soll gedruckt werden.

Startpunkt der ersten Führung war das Gymnasium. Nach dem Jostenbusch führten Schüler die Zuhörer zum ältesten Haus der Nordstadt, versuchten das Geheimnis des sagenumwobenen "Schloss Donnerkeil" zu lüften und erinnerten an einen Wirbelsturm in den 30er-Jahren, der die Dächer auf der Furth abdeckte.

Das Motto dieser Stadtteilführung lautete "Sichtbar und unsichtbar". "Die Gebäude, die wir zeigen, existieren teilweise nicht mehr", sagt Stadtteilführerin Jennifer. "Wir wollen das unsichtbare vor dem inneren Auge wieder sichtbar machen."