Neuss: Man trifft sich vor der Tür
Bei Nichtrauchern und Rauchern stößt das Verbot auf Unverständnis.
Neuss. Ende Juni endet nicht nur die Fußball-EM - in Kneipen, Gaststätten und Bars ist endgültig Schluss mit Rauchen. Ab Dienstag muss man in Nordrhein-Westfalen für jede Zigarette im öffentlichen Raum vor die Tür, es sei denn, es gibt einen abgetrennten Raucherbereich.
Bei vielen Neussern - Raucher oder Nichtraucher - stößt die Gesetzesregelung auf Unverständnis. "Ich finde das Ganze hochgespielt. Man muss doch tolerant sein", sagt die 59-jährige Elke Jansen aus Neuss. Sie ist Nichtraucherin und hat "an sich keine Probleme damit, wenn jemand raucht." Das müsse doch jeder selbst wissen.
Das sagt auch Marianne Stürmer, die 56-Jährige raucht seit 40 Jahren. "Es ist jedem selbst überlassen, was er macht." Die Neusserin ist der Meinung: "Ein bisschen Rücksicht wäre von beiden Seiten gut."
Der 37 Jahre alte Ingo Becker ist Nichtraucher: "Ich fühle mich nicht belästigt." Für das Rauchverbot hat der Neusser auch nur teilweise Verständnis: "Ich denke es kommt auf die Lokalität an. Wo Kinder sind oder im Restaurant finde ich es schon in Ordnung. Aber in Bars gehört es einfach dazu."
Auch die 26-jährige Nadine Böhmer aus Meerbusch kann sich Kneipenbesuche ohne Zigarette nicht vorstellen. Sie raucht seit acht Jahren. "Ich werde dann künftig vor die Türe gehen müssen."
So wird es auch Johannes Hages (32) handhaben: "Wo ich nicht darf, da werde ich nicht rauchen." Seit 18 Jahren greift der 32-jährige Neusser zum Glimmstängel. Seiner Meinung nach sollte jeder für sich selbst entscheiden: "Nichtraucher müssen ja nicht dahin gehen, wo geraucht wird."
Dem Ganzen auch ein bisschen was Positives abgewinnen, kann Bürgermeister Herbert Napp, Raucher. "Man trifft sich dann vor der Gaststätte, da lernt man viele nette Leute kennen." Im Rathaus darf schon seit dem 1. Januar nicht mehr geraucht werden. "Aber nach dem Gesetz dürfen wir Raucherzimmer einführen und mein Amtszimmer ist eins", sagt der Stadtchef.