Neuss: Fantasy-Autor gibt jungen Autoren Tipps
Marie-Curie-Schüler befragten den Neusser Schriftsteller Wolfgang Hohlbein.
Neuss. Der schmächtige Autor mit Pferdeschwanz und Brille kann für einen Oberschüler nur total uncool wirken. Trotzdem hören die elf Schüler der Schreibcafé-AG des Marie-Curie-Gymnasiums wie gebannt dem 54-Jährigen zu. Schließlich heißt der Gast Wolfgang Hohlbein. Über 200Horror- und Fantasy-Romane hat der in Neuss ansässige Autor in den vergangenen 25 Jahren geschrieben und dabei eine Gesamtauflage von über 35 Millionen Exemplaren verkauft.
Knapp ein Dutzend Ausgaben seines Werkes "Dunkel", das in der Quirinusstadt spielt, liegen auf den Tischen der Schulbibliothek, um nach der Veranstaltung signiert zu werden. Mit einem Lächeln im Gesicht antwortet der Autor auf die Fragen der 13- bis 18-jährigen Schüler.
Einzelheiten aus Hohlbeins Schriftstellerleben faszinieren. Der Autor berichtet, wie er während eines Karibikurlaubs mit seiner Familie stundenlang in der düsteren Hotelbar hockt, um eine düstere Geschichte zu Papier zu bringen, während seine Kinder am Pool planschen. Es dürfe einen wahren Schriftsteller nicht stören, wenn er von seinem Beruf nicht leben kann, erklärt Hohlbein.
Die meisten Autoren erreichten mit ihren Honoraren im Land der Dichter und Denker nicht einmal den Hartz-IV-Satz. Er selbst habe früher als Nachtwächter und Tankwart gejobbt. Ob er ein guter Schüler gewesen sei, möchte eine Schülerin wissen. "In Deutsch bin ich nie über eine Drei hinausgekommen."
Noch heute wisse er nicht genau, was ein Akkusativ ist. Unter den Aufsätzen schrieben seine Lehrer immer, dass er das Thema verfehlt habe, dass die Geschichte zu lang sei. Noch immer ist Hohlbein kein Dichter, kein Verdichter. "Jemand, der bei mir eine Kurzgeschichte bestellt hat, bekam 200Seiten geliefert", gesteht er schmunzelnd. Manchmal sind seine Romane auch zehnmal so dick.
Für die anwesenden Jungautoren war der Nachmittag sehr inspirierend. "Am liebsten möchte ich gleich losschreiben", erklärt ein 16-Jähriger. Lehrer Michael Schmitt, der erst vor drei Monaten die Schreibcafe-AG ins Leben gerufen hat, ist von den Werken seiner Schüler begeistert.
Wortakrobaten, Songtexter, Dichterinnen und Romanautorinnen versammeln sich einmal in der Woche in der Schulbibliothek. Viele Werke hat man schon ins Internet gestellt. Schmitt plant eine Lesung, am besten in einer Neusser Buchhandlung. Da konnte Wolfgang Hohlbein sich nicht mehr zurückhalten und versprach, für die Jungautoren ein Schreibseminar anzubieten.