Pinker Angriff am Weltfrauentag Farb-Attacke aufs Neusser Grenadier-Denkmal

Neuss · Unbekannte haben die beiden Figuren des Grenadier-Denkmals großflächig mit pinker Farbe übergossen. Unter den Schützen ist die Betroffenheit groß. Steckt ein Statement in Bezug auf die Frauen-Debatte hinter dem Angriff?

Das Grenadier-Denkmal ist ein Symbol der Verbundenheit. Nun wurde es – wieder einmal – Opfer einer Vandalismus-Attacke.

Foto: Simon Janßen

Experten zufolge wirkt keine andere Farbe stärker auf die menschliche Psyche als Pink. Ihr wird nachgesagt, positive Gefühle zu verstärken und Aggressionen zu besänftigen. So wie der knallige Farbton jetzt allerdings auf dem Hamtorplatz in Neuss „eingesetzt“ wurde, sollte er das komplette Gegenteil bewirken. Unbekannte haben nämlich beide Bronze-Figuren des Grenadier-Denkmals mit pinker Farbe großflächig übergossen. Beim Vor-Ort-Besuch am Morgen sah die Farbe noch relativ frisch aus und war noch nicht ganz getrocknet.

Die Nachricht von der Farb-Attacke verbreitete sich in Schützen-Kreisen rasend schnell. In einer umgehend verbreiteten Mitteilung des Grenadier-Korps ist von „Bestürzung“ die Rede. „Das Neusser Grenadierkorps als Stifter des Denkmals ist schwer getroffen, sollte dieses Denkmal doch allen Neusserinnen und Neussern zur Freude am hiesigen Brauchtum dienen. Die Stadt Neuss hat entsprechende Maßnahmen zur Beseitigung der Farbe und Verfolgung der Straftat in die Wege geleitet“, heißt es darin.

Am Freitagmorgen war die Farbe auf der Skulptur noch relativ frisch und noch nicht ganz getrocknet.

Foto: Simon Janßen

Zusammenhang mit der Frauen-Debatte ist nicht auszuschließen

Schützenpräsident Martin Flecken wollte, unmittelbar nachdem er über den Vorfall informiert wurde, Anzeige bei der Polizei erstatten. „Die war allerdings bereits aufgenommen worden“, sagt er. In Anbetracht der Farbe und des Datums – am 8. März wird schließlich der Internationale Frauentag gefeiert – schließt der Präsident zumindest nicht aus, dass mit dem Angriff in Pink ein Statement in Bezug auf die Satzungsdiskussion gesetzt werden soll, bei der es um eine aktivere Frauenrolle bei den Neusser Bürger-Schützen geht. Die Attacke könne aber sowohl aus dem einen als auch aus dem anderen „militanten Lager“ kommen, so Flecken. Also entweder von Menschen, die eine aktive Frauenrolle bei den Schützen strikt ablehnen oder von denjenigen, die sich für mehr Gleichberechtigung einsetzen. Unabhängig von jener Mutmaßung hält Flecken jedoch fest: „Der Farbanschlag ist besonders erschreckend, weil durch den Handschlag der beiden Figuren eigentlich die Harmonie unter den Schützen symbolisiert werden soll.“

Constanze Stroeks ist bekannt dafür, sich für eine aktivere Frauenbeteiligung bei den Bürger-Schützen einzusetzen und ist auch Mitglied der gegründeten Satzungskommission. Sollte die Farb-Attacke aber tatsächlich als politisches Statement gedacht gewesen sein, wäre das der Diskussion ihrer Meinung nach nicht zuträglich. „Vandalismus ist nie eine Lösung, fremdes Eigentum sollte respektiert werden“, sagt die frühere Vorsitzende des Neusser Gleichstellungsbeirats – die zudem ihre Hilfe bei der Reinigung des Denkmals anbietet.

Dies hat auch bereits die Zukunfts-Initiative Innenstadt Neuss (ZIN) getan, wie der Vorsitzende Christoph Napp-Saarbourg bestätigt. Man habe angeboten, Kontakt zu der Fachfirma herzustellen, die für die ZIN regelmäßig Graffiti-Schmierererein in der City entfernt.

Die Idee zu einem Schützen-Denkmal entstand 1985 im Grenadierkorps. Bis dahin gab es tatsächlich noch kein solches Zeichen in der Schützen-Hochburg Neuss. Der damalige Major des Korps, Wilhelm Josef Heyers, nahm Kontakt zu der Düsseldorfer Bildhauerin Monika Staiger auf, die schließlich das Kunstwerk schuf. Dargestellt sind ein Oberleutnant und ein Grenadier in brüderlicher Verbundenheit. Immer wieder wurde es in der Vergangenheit jedoch von Menschen heimgesucht, die es mutwillig beschädigten. Nicht nur auf den Säbel hatten die Täter es abgesehen, sondern auch auf die bronzenen Nelken, die zur Dekoration im Gewehr stecken. Das „Strüßchen“ musste 2018 zweimal innerhalb kurzer Zeit ersetzt beziehungsweise repariert werden.

Zu solchen Beschädigungen kommt es jedoch auch regelmäßig andernorts. Weiteres Negativ-Beispiel ist etwa die Jakobus-Figur auf dem Freithof, die es 2021 besonders schwer erwischte. Damals hatten Unbekannte den Pilgerstab der massiven Bronzefigur um 45 Grad nach vorne verbogen, mittig gebrochen und aus der Verankerung in der Hand gelöst.