Neuss: Hat der Bauverein beim Marianum das Nachsehen?
Begehrtes Objekt: Angeblich will die Organisation Opus Dei den Komplex vom Kölner Erzbistum kaufen
<strong>Neuss. Es ist nur ein Gerücht, allerdings eines, das sich erhärtet. Angeblich will Opus Dei, die extrem konservative Organisation innerhalb der katholischen Kirche, das Marianum vom Kölner Erzbistum kaufen und dort eine Art Schulungszentrum mit Wohnungen installieren. Das wäre ein Schlag ins Gesicht für den Neusser Bauverein, der das Gelände seit langem entwickelt und dort nach dem Ankauf Eigentumswohnungen, aber auch Mietwohnungen und betreutes Wohnen ermöglichen will. Ein Vertrag mit dem Erzbistum regelt die Entwicklung und enthält einen Option für den Kauf.
Bürgermeister zeigt sich "außerordentlich überrascht"
Das plötzliche Auftreten eines zweiten Interessenten mag Frank Lubig, Geschäftsführer des Bauvereins, wegen der laufenden Verhandlungen mit dem Erzbistum nicht kommentieren. Bürgermeister Herbert Napp aber, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Bauvereins ist, zeigt seinen Ärger deutlich. Er sei "außerordentlich überrascht" und habe den Vertrag mit dem Erzbistum auch so verstanden, dass kein Dritter ins Spiel käme. "Aber das Thema ist noch nicht beerdigt", erklärt der Bürgermeister. Allerdings lässt er durchblicken, dass der Interessent, der angeblich aus kirchlichen Kreisen stamme und im weitesten Sinn vor klösterlichem Hintergrund ein Weiterbildungszentrum betreiben wolle, einen sehr viel höheren Kaufpreis geboten habe als der Bauverein. "Draufsatteln" könne der Bauverein nur in sehr engen Grenzen.Zurückhaltend äußert sich das Erzbistum. Der stellvertretende Sprecher Christoph Heckeley mag gerade einmal bestätigen, dass ein zweiter Interessent existiert. Nicht einmal der Hinweis auf "kirchliche Kreise" wird kommentiert, ebenso wenig ein Zeitrahmen genannt.
In Neuss jedenfalls hat es wohl bereits eine Krisensitzung des Bauvereins gegeben. Aufgeben will man nicht. Der Vertrag über das so genannte Anhandgabeverfahren läuft am 22. Mai aus, kann aber verlängert werden. Dennoch scheint eine Entscheidung in nächster Zeit wahrscheinlich.
Bauverein-Geschäftsführer Frank Lubig zeigt sich optimistisch, Bürgermeister Herbert Napp gibt sich kämpferisch. Den Namen des Konkurrenten um das schöne Gebäude nahe des Lukas-Krankenhauses kenne er nicht, sagt er. "Aber wenn es denn Opus Dei wäre, würde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um das zu verhindern."