Neuss: Neuanfang nach dem Brand-Unglück

Sanitätshaus: Ladenlokal und Wohnungen konnten lange nicht genutzt werden. Die Sanierung des Denkmals war aufwändig.

Neuss. Für Brigitte und Jochem Hartmann hat am Mittwoch eine lange Durststrecke ein Ende. Alle Regale des Sanitätshauses am Markt sind eingeräumt, die Fassade erstrahlt in frischen, leuchtenden Farben. Der Geschäftsführer und seine hinter der Ladentheke mitarbeitende Ehefrau mussten 14 Monate die Geschäfte aus einem provisorisch eingerichteten Büro in den eigenen vier Wänden abwickeln, da das Ladenlokal in den historischen Mauern des Hauses am Markt nach einem Brand im Januar vergangenen Jahres nicht mehr genutzt werden konnte.

Ein technischer Defekt hatte damals einen Brand im ersten Stock des Eckhauses der Gebäudegruppe ausgelöst. Ein 80-jähriger Bewohner wurde dabei leicht verletzt. Zwar war der Schaden durch die Flammen nicht sehr gravierend, Rauch jedoch machte die gesamte Häuserzeile unbewohnbar.

"Wir sind sehr froh, dass diese Zeit nun vorbei ist", erklärt Brigitte Hartmann erleichtert. Natürlich hätten die Anfragen-zu den Stammkunden der Hartmanns zählen Alten- und Pflegeheime-mit dem entsprechenden Improvisationstalent auch von zu Hause aus abgewickelt werden können. "Doch Einbußen mussten wir dennoch hinnehmen."

Ebenfalls eine Herausforderung: die denkmal- und brandschutzgerechte Sanierung des alten, zum Teil aus dem 18.Jahrhundert stammenden Häuser-Ensembles. Denn nachdem im Anschluss an den Brand im vergangenen Jahr der Putz von den Wänden abgetragen worden war, zeigte sich, dass Teile der Gemäuer aus dem 17.Jahrhundert stammten. So dauerte es bis September, bevor überhaupt mit der Sanierung begonnen werden konnte. Mit Stahlträgern wurden die Hausfassaden abgestützt, über 50 Tonnen Sand stabilisierten die alten Wände zusätzlich. "Sonst hätte die Gefahr bestanden, dass sie einfach umgekippt wären", erklärt einer der zuständigen Statiker.

Doch für die Hartmanns waren die Sorgen mit Beginn der Sanierungsarbeiten noch nicht ausgestanden: "Das für Brandschutz zuständige Amt hätte gerne komplett feuerfeste Stahlträger und Wände gehabt, der Denkmalschutz pochte auf eine Wiederherstellung der Wände aus Stroh und Lehm, wie dies vor Jahrhunderten üblich war", sagt Brigitte Hartmann. Die Lösung lag genau dazwischen. "Doch bevor die gefunden war, mussten viele Formulare ausgefüllt und Behördengänge gemeistert werden." Außerdem musste Rücksicht auf Wochenmärkte und andere Veranstaltungen genommen werden.

Doch am Mittwoch um 9 Uhr öffnet sich die Ladentür des Sanitätshauses Hartmann wieder. Ein spezielles Wiedereröffnungsprogramm gibt es nicht. "Wir freuen uns über jeden Besucher", betont Brigitte Hartmann.