Neuss: Wenn die Innenstadt an den Hafen rückt

Hafenbecken 1: Ausschreibung zum Verkauf der Cretschmar-Hallen wird vorbereitet.

Neuss. Die Erleichterung war groß. Mit Unterzeichnung der Verträge über den Verkauf des Case-Geländes ist für die Stadt beziehungsweise ihre Tochter Stadthafen Neuss eine Jahre alte teure Last losgeworden, und eine große Brache an attraktiver Stelle wird genutzt.

Nun richtet sich das Augenmerk auf das Areal schräg gegenüber: An der Batteriestraße sollen die weitreichenden Pläne zur Entwicklung am Hafenbecken1 umgesetzt werden.

Auf der Expo Real in München wurden die kühnen Ideen aus dem Architekturbüro Ingenhoven vorgestellt. Das renommierte Büro hatte den "Schulterschluss von Hafen und Innenstadt" durch ein spektakuläres Kopfgebäude - dort, wo heute vor dem Greyhound geparkt wird -, durch Neugestaltung der Cretschmar-Hallen für Gastronomie und Büros sowie eine Anbindung durch eine direkte (Fußgänger-)Brücke in Höhe Münsterplatz über die Batteriestraße dargestellt.

Der nördliche Hallenteil ist als lichtdurchflutete Aula und Mensa für das Gymnasium Marienberg vorgesehen.

Auf viel Zuspruch stießen diese Pläne, die auch das Gebäude der Müsterschule einschließen. Nun geht es an die Umsetzung. Die Stadthafen Neuss, Besitzerin der Flächen, bereitet die Ausschreibung für den Verkauf vor. Das ist eine höchst komplizierte Angelegenheit, die mit Hilfe eine Kanzlei angegangen wird. Wie viel Vorgaben zur Stadtgestaltung kann die Stadthafen Neuss dort unterbringen?

Die Ingenhoven-Pläne jedenfalls sollen nicht in den Schubladen verschwinden, sondern zu "Leitlinien" künftiger Entwickler werden. "Das Interesse ist, weit über Neuss hinaus, gigantisch", sagt Stadthafen-Geschäftsführer Klaus Harnischmacher.

Sein Kollege Frank Gensler verweist auf die Rahmenbedingungen. Der neuer Bebauungsplan ist im Verfahren. Er berücksichtigt den Bau des Bürogebäudes am Kopf des Planungsareals und die Hallenumbauten, die sich an das Greyhound anschließen. Wohnen und Einzelhandel sollen dort ausgeschlossen sein, Büronutzung und Gastronomie ist vorgesehen. Vielleicht ließe sich noch eine Markthalle einrichten, so Gensler; "man darf ja mal träumen."

Im kommenden Jahr könnte sich einiges tun am Hafenbecken1. Der Hafenkopf wird umgestaltet - hier hat der Rat eine Million Euro in Aussicht gestellt. Das schmale Parkgelände entlang des Case-Geländes, genannt Inselpromenade, wird gestaltet, und eine Fußgängerbrücke wird in Höhe des Rheintor-Parkhauses beide Seiten des Hafenbeckens verbinden. Und irgendwann werden dann auch die Mitarbeiter von Arcelor Mittal über diese Brücke ihre Mittagspause in der Innenstadt verbringen...