Einsatz in Neuss Wie Ehrenamtler ihr Hobby einsetzen

Neuss · (Red) Hohe zeitliche Bindung, Aufgaben übernehmen, die kein anderer machen möchte und kaum Mitsprachemöglichkeiten – so denken viele über das Ehrenamt. Das ist aber längst nicht so. „Wir decken die Versorgung unserer Klientinnen und Klienten komplett mit den hauptamtlichen Mitarbeitenden ab.

Versicherungskauffrau Christine Lenden und Tischlermeister Robert Wilmers unterstützen als Ehrenamtler die Behindertenhilfe der St.-Augustinus-Gruppe in Neuss.

Foto: Augustinus-Gruppe

Jeder Ehrenamtler zusätzlich ist für uns ein Luxus. Das bedeutet, dass wir den Menschen, die sich uns anvertrauen, zusätzliche Angebote machen können“, sagt Anja Franz, Ehrenamtskoordinatorin der Behindertenhilfe bei der St.-Augustinus-Gruppe. „Das heißt, dass Menschen, die in ihrem Leben vielleicht noch nie eine Person hatten, die nur für sie da war, plötzlich jemanden haben, der sich nur mit ihr oder ihm beschäftigt.“

Und welche Beschäftigung das ist, bleibt in der Behindertenhilfe ganz den Ehrenamtlern überlassen. Eine von ihnen ist Christine Lenden, 44 Jahre alt, Versicherungskauffrau und Mutter zweier Kinder. Sie hat nicht mehrmals in der Woche Zeit, und sie bastelt nun einmal für ihr Leben gern. „Darum komme ich immer montags von 14 bis 16 Uhr ins Netzwerk Oberstraße der Behindertenhilfe und bastle mit den Klientinnen und Klienten vor Ort“, sagt sie. „Hier kann ich etwas von meiner Leidenschaft fürs Basteln weitergeben, ich werde gebraucht und vermisst, wenn ich im Urlaub bin. Und dabei mache ich, was mir Freude bereitet“, erklärt sie ihren ehrenamtlichen Einsatz.

Auch er will das tun, was ihm Freude bereitet: Robert Wilmers. Der 52-Jährige ist Tischlermeister und Bildhauer von Beruf, seine Kunstwerke kann man an vielen Orten in Neuss bewundern und kaufen. Und er hat eine klare Meinung: „Ich finde, dass Kunst zu schaffen nicht nur ausgebildeten Künstlern vorbehalten sein sollte. Jeder kann und sollte malen, wenn es ihm Freude macht. Fehlendes Wissen oder mangelnde Technik kann man mit Energie und Kraft kompensieren“, ist er überzeugt. „Darum biete ich einmal pro Woche ehrenamtlich einen inklusiven Power-Malkurs im Netzwerk Oberstraße an. Die Teilnahme ist kostenlos. Ich zeige den Teilnehmenden Techniken, mit denen sie einfach schöne Bilder malen und sich künstlerisch ausdrücken können.“ Das eigene Hobby zum Ehrenamt machen, das ist der Fokus bei der Arbeit mit Ehrenamtlern bei der Behindertenhilfe.

„Bei uns ist das Aufgabenfeld ganz breit gefächert. Man kann mit den Menschen spazieren oder einkaufen gehen oder ihnen einfach mal nur die Hand halten und einfach da sein“, sagt Anja Franz. „Zu mir kommen aber auch viele Ehrenamtliche und sagen: ‚Ich möchte eine Koch-Gruppe leiten` oder ‚Ich möchte einen Nähkurs anbieten`. Dann machen wir das möglich.“ Franz organisiert die benötigten Räume und Materialien und lädt die Betroffenen ein. So gibt es beispielsweise ein Klangschalen-Entspannungsangebot, das sehr beliebt ist und komplett von einer Ehrenamtlerin gemacht wird.

Wer Lust auf solch eine ehrenamtliche Mitarbeit bei der Behindertenhilfe hat, bei der er auch sein eigenes Hobby anderen näher bringen kann, kann sich bei Nathalie Sträter melden unter 0173 709 8194 oder per E-Mail unter:

(NGZ)