Platz für 100 neue Innenstadtbewohner
Zwischen Bleichgasse und Elisenstraße wird auf dem Grundstück einer Werhahn-Villa neu gebaut. Im Herbst 2017 soll das Projekt „Mariengärten“ fertiggestellt sein.
Neuss. In dem Innenstadtviertel rund um die Marienkirche tut sich wieder etwas. Nur einen Steinwurf weit von dem Neubauquartier des Neusser Bauvereins entfernt, entstehen auf dem 2650 Quadratmeter großen Grundstück einer seit Jahren leer stehenden Villa der Fabrikantenfamilie Werhahn zwei Wohngebäude mit insgesamt 33 Wohnungen. Diese bieten Platz für bis zu 100 neue Innenstadtbewohner. Die Nachbarn an Elisenstraße und Bleichgasse sind informiert, die Baugenehmigung ist erteilt — und heute beginnt die Vermarktung. Bezugsfertig sollen die Häuser im Herbst 2017 sein, sagt Gerd Hessert.
Hessert (58) ist Geschäftsführer der Ende 2012 gegründeten Düsseldorfer „TRD & Dreßler Projekte GmbH“, die mit ihrem „Mariengärten“ getauften Projekt erstmals in Neuss aktiv wird. Hessert und sein Kollege Andreas Barth (53) stehen bei diesem Joint Venture für Projektentwicklung und Management, die Bauleistungen erbringt die in Aschaffenburg beheimatete Firma Dreßler. Sie baut nach Plänen, die im Düsseldorfer Architekturbüro Rhode, Kellermann, Wawrowsky (RKW) entstanden sind, einem von mehreren externen Projektpartnern. Der kennt das Umfeld, denn nach Plänen des Gründungsgesellschafters Friedel Kellermann gestaltete der Bauverein nebenan am Marienkirchplatz — ehemalige Rheinland-Versicherung — ein modernes Wohnquartier.
Ende 2014 erwarb TRD die 1907 von Cornelius Werhahn erbaute Villa, die — nach vielen Umbauten — keinen Denkmalwert besitzt und abgerissen wird. Die Genehmigung dazu liegt schon lange vor, ebenso der städtebauliche Vertrag. Der sieht unter anderem vor, dass über das Grundstück ein neuer Fußweg angelegt wird, der Elisenstraße und Bleichgasse verbindet. Zudem erklären sich die Investoren darin bereit, etwas von ihrem Grundstück abzugeben und die Bleichgasse dadurch zu verbreitern und neu zu gestalten, und zwar autofrei. Andere Anlieger würden nicht zu den Erschließungskosten herangezogen, sagt Hessert.
Die Baustelle ist nicht einfach. Weil die Fläche in einem römischen Gräberfeld liegt, sind archäologische Untersuchungen nötig, bevor der Platz für die Tiefgarage mit 41 Stellplätzen und mindestens einem Fahrradstellplatz je Wohnung geschaffen werden kann. Eine Artenschutzuntersuchung wurde vorgenommen und festgelegt, dass für die sieben Bäume, die wohl noch im Februar gefällt werden, elf neue zu pflanzen sind. Angesichts der Vorlaufkosten hat Planungsdezernent Christoph Hölters Verständnis dafür, dass die geforderte Quote von 30 Prozent preiswertem Wohnungsbau in diesem Quartier nicht machbar ist. Zudem sei die Quote beschlossen worden, nachdem der Investor in großem Umfang finanziell in Vorleistung gegangen war.
Die Wohnhäuser gliedern sich in 26 Etagenwohnungen, vier Penthouses und drei größere Wohnungen, die sich über zwei Etagen erstrecken. Zielgruppe sind Familien, vor allem aber Menschen im Alter jenseits der 50, die oft nach der Familienphase in der Stadt leben und deren Annehmlichkeiten genießen wollen.