Mut der Holzheimer wird belohnt
Der Karnevalsverein „Blau Weiß Rot“ entschied nach einem Wind-Test, den Umzug zu starten.
Holzheim. Seit sechs Uhr am frühen Morgen hatte Michael Hilgers gestern den Himmel beobachtet. Um neun Uhr traf der Präsident des Holzheimer Karnevalsvereins „Blau Weiß Rot“ dann die Entscheidung: „Wir ziehen!“
Die für den Rosenmontag angekündigten Sturmböen hatten die Karnevalisten unsicher gemacht. „Wir müssen die Sicherheit gewährleisten können“, sagte Hilgers. Zur Wind-Probe hatten er und seine Mitstreiter die großen Wagen schon früh aus der Halle geholt und ein Zelt aufgebaut. „Alles stehen geblieben — wir können es wagen“, so Hilgers. Punkt 11.11 Uhr setzte sich der Umzug schließlich in Bewegung.
Bunt kostümierte Narren jubelten am Straßenrand den mehr als 750 Aktiven zu. Fünf Großwagen, sieben Tanzgarden und 20 Fußgruppen zogen unter lauten Helau-Rufen durch die Holzheimer Straßen. „Es ist einfach schön hier. Nicht so voll und nicht so lang wie die großen Züge in der Stadt. Deshalb sind wir gekommen — obwohl wir wegen der Sturmwarnungen gezögert hatten“, sagte „Löwin“ Bianca Wankum, die mit ihrer einjährigen Tochter Johanna aus Reuschenberg kam.
Auch Melanie Broschk aus Bettikum und ihre Zwillingstöchter Anika und Sonja schätzen die familiäre Atmosphäre des Veedelzochs. „Wir meiden die großen Züge. Das ist uns zu eng und zu hektisch“, sagte Bianca Wankum. Die neunjährige Anika hatte da schon reichlich karnevalistische Beute in ihre Tasche gepackt. „Hier bekommt man wenigstens etwas ab“, stellte sie fest und stürzte sich mit lautem Helau auf die Erdnussriegel, die von den „Ruescheberger Zwerge“ in die Menge geworfen wurden.
Diese probten im Zoch den „Zwergenaufstand“, wie ihr Banner erklärte und wurden dabei von den Popcorn werfenden Rüscheberger Hippies verfolgt. Puffreis und Kamelle flogen vom großen Wagen der Neusser Karnevalsfreunde 2007. Die Stieve Jecke waren selbst eine einzige Leckerei. Sie liefen als Tortenstücke mit, und die „Revierjecke“ präsentierten ihre „Bunte Tierwelt“. Die vielen Bären, Pandas, Tiger und Löwen am Zugweg waren begeistert. „Wir waren am Sonntag auch beim Zug in der Innenstadt. Aber das ist für Kinder nicht so schön“, sagte Kristi Sinn aus Holzheim, die ihre Tochter Lea Sophie (20 Monate alt) in ein rotes Marienkäferkostüm gesteckt hatte.
Doch es gab nicht nur süße Beute beim Holzheimer Zoch. Sogar Möhren wurden verteilt. Die größte Gruppe im Zug war die „Villa Purzelbaum“. Genau 94 Mitglieder zählte die Truppe, die mit ihrem Wagen als Piraten die Narren aufmischten.
Rund anderthalb Stunden hielt der Zoch das Veedel in Atem — und nur der Zoch! Denn das Wetter in Holzheim war überraschenderweise gut. Bis zum Schluss fiel kein Tropfen Regen auf die Narren. Zwischendurch riss der Himmel sogar auf und die Sonne zeigte sich. Auch der Wind hielt sich zurück. Erst nach Ende des Zuges frischte er auf. Der Mut der Karnevalisten in Holzheim wurde gestern belohnt.