Premiere am RLT Neuss: Vom tragisch-komischen Kampf um die Würde
Rheinisches Landestheater zeigt „Café Umberto“ als Mikrokosmos der Arbeitslosen.
Neuss. Jaro und Jule, Lukas und Sonja, Anton und Paula, es sind vor allem Paare, die sich in dem kleinen Café einfinden. Hier gibt es "den besten Cappuccino der Stadt", mitten im Wartebereich der Arbeitsagentur. Dort hat sich der stumme Einwanderer Umberto aus Andalusien eine einträgliche Ich-AG eingerichtet. Um ihn herum spannt sich ein gesellschaftlicher Mikrokosmos aus Musikern, Designern, Universitätsdozenten, Tänzerinnen, Lehrern und Buchhaltern. Die Arbeitsagentur als Spiegel der Gesellschaft steht im Blickpunkt von Moritz Rinkes "Café Umberto", das am Samstag in einer Inszenierung von Sylvia Richter im Rheinischen Landestheater (RLT) Premiere feierte. Wie alle stehen die "Kunden" von Amtsleiter Herzberg vor der Frage, wie ein Leben in einer rationalisierten, globalisierten Welt sinnstiftend gelingen kann. Nur in einem Punkt unterscheiden sie sich von "denen da draußen": Sie sind arbeitslos. Und damit beginnt ein tragisch-komischer Kampf um ihre Würde. Wenn auch am Premierenabend noch nicht alle Figuren gleichermaßen gut getroffen wurden: Insgesamt gelang es dem Ensemble, die Figurenkonstellation anschaulich und unterhaltsam darzustellen. Dabei ragten vor allem Tim Knapper als manisch-depressiver Erdkundelehrer Lukas und Hannes Schäfer als genuss-süchtiger, cholerischer Universitätsdozent Anton hervor. Die Darstellung ihrer Charaktere war absolut schlüssig und bis hin zur Mimik überzeugend. Auch das Bühnenbild, in dessen Mittelpunkt ein eigenwilliger Nummernautomat steht, war gelungen. Dabei bleibt die Arbeit von Jasna Bosnjak insoweit konventionell, wie es für eine realistische Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitslosigkeit notwendig erscheint. Große Leinwände, die an Bilder von Gerhard Richter erinnern, grenzen die Bühne gleichermaßen ab und verleihen ihr Weite. Nach wie vor gefällt auch die am RLT bewährte Verbindung von naturalistischen und künstlichen Elementen im Bühnenhintergrund, die das Schauspiel in ein televisionäres Leuchten setzen. Rinkes Stück verzichtet auf Sozialkritik. Doch er beharrt darauf, dass immer wieder aufs Neue nachgedacht werden muss, wie wir leben wollen. Das Wort Liebe beschreibt, was das Miteinander der Menschen im "Café Umberto" ausmacht. So entpuppt sich das Stück als ein utopisches Plädoyer dafür, sich nicht allein zu lassen - unabhängig davon, ob man Arbeit hat oder nicht.
Nächste Vorstellung ist am Dienstag, 1.April, 20Uhr. Weitere Informationen unter