Porträt: Kinderbuchautorin Anita Schorn aus Grevenbroich - Märchen mit Igeln und Pferden
Die Kinderbuchautorin Anita Schorn schlug sich nach dem Krieg allein durch.
<strong>Grevenbroich. "Noch ein freches Wort und Du kommst in mein neues Buch!" So droht Anita Schorn ihren Freunden bisweilen. Die Grevenbroicherin ist Kinderbuchautorin, seit sie 1985 einen Zeitungsartikel über ausgesetzte Tiere las. Dazu dachte sie sich eine Geschichte aus und schickte sie an drei Verlage - mit Erfolg. Gerade mal 34 Seiten umfasste das Originalmanuskript, so dass Schorn noch ein paar Worte zu Papier bringen musste, bis ihr erstes Buch "Tierpension in unserem Garten" erschien. Tiere kommen in fast jedem ihrer Bücher vor. "Glück auf vier Pfoten" ist Schorns Lieblingsvorlesebuch in Schulen, in "Kasimir - Kleine Igel werden groß" erklärt sie, wie Igel überwintern. Schorns Töchter, die zeitgleich Reiterferien in den USA machten, inspirierten die Autorin zu "Reiterspaß auf Pferderücken in Arizona". Pferde haben es Schorn besonders angetan. Heute wohnt sie mit ihrem Mann in Elsen, doch vor dem Auszug ihrer Kinder lebten sie samt Stute Valonka auf einem Hof in Münchrath. Über 25Jahre ritt Schorn schick mit Zylinder als Mitglied eines Amazonen-Quadrillenclubs. Schorn ist 73 Jahre, doch wenn sie lebhaft eine Geschichte nach der anderen erzählt, wirkt sie viel jünger. So wird bei ihr ein Prozess umgedreht, der sie als Kind reifer als die Gleichaltrigen machte. In "Anna - erwachsen vor der Zeit" schildert Schorn, wie sie sich 1946 als Zehnjährige allein von Pommern nach Köln zu ihren Eltern durchschlägt. Wie ihr die Haare geschoren werden, da ihr Kopf vor Läusen eitrig ist, wie ihr zwei alte Damen zehn Mark schenken und wie - endlich angekommen - ihr Elternhaus zerstört ist und ihr Vater sie zuerst nicht wiedererkennt. All diese Episoden erzählt Schorn ohne Verbitterung, fast ein wenig verwundert, wie ihr so etwas passieren konnte. Und auch ein bisschen stolz-trotzig, dass sie sich den Erwachsenen, die sie mit einem ständigen "Hör mal Kind, bist Du ganz alleine unterwegs?" nervten, widersetzte.
Schorn erfindet immer wieder neue Projekte. Sie organisiert das Literaturcafé St. Quirin in Neuss, und Anfang des Jahres schrieb sie Text und Musik für das kölsche Karnevalslied "Ich han jedräump d’r Dom wör fott".
Zur Zeit arbeitet sie mit dem Komponisten Felix Volkmann an einer Hörbuch-CD ihres Märchens "Kuddel im Barfußland". Darin geht es um den jungen Kuddel, der die Welt hinter der Nebelwand erkunden will und dort auf ein kleinwüchsiges Volk trifft, das keine Schuhe trägt und von der modernen Technik seiner Welt keine Ahnung hat.
"Moderne Märchen" nennt Schorn ihre Geschichten, da sie immer Elemente aus dieser Zeit wie zum Beispiel Fernsehen oder Computer einarbeitet. Ihr neues Kinderbuch "Die Grafittibande" will Schorn vor der Veröffentlichung noch spannender machen. Den Inhalt verrät sie noch nicht, doch der Titel klingt nach frechen, unangepassten und lebenslustigen Personen. Wie Anita Schorn eine ist.