Rhein-Kreis Neuss. : Amerikaner studieren im alten Stallhof
Austausch: Elf Studenten aus New Mexiko nehmen an Kursen der „Summer School“ auf Dyck teil.
Rhein-Kreis Neuss. Nicht etwa in die Wüste, sondern genau von dort weg wurden die elf jungen Männer und Frauen geschickt, die trotz Sommerferien zurzeit auf Schloss Dyck vor allem eins tun: büffeln. Die Gäste sind Studenten der University of New Mexico, die in der Wüstenstadt Albuquerque liegt. Sie nehmen bis zum 2.August an der Summer School auf dem Jüchener Schloss teil.
"Der Kontakt zwischen dem Rhein-Kreis Neuss und der Universität in Albuquerque ist im Jahr 1987 entstanden", sagte Landrat Dieter Patt in seiner auf Englisch gehaltenen Begrüßungsrede. Patt selbst ist seit Mitte der 90er-Jahre außerordentlicher Professor an der Universität in New Mexico.
Auch US-Generalkonsul Matthew Boyse war zur "Opening Ceremony", zur Eröffnungsveranstaltung, in den historischen Festsaal des Schlosses gekommen. Er lobte vor allem die prachtvollen Räumlichkeiten: "Ein idealer Ort zum Lernen." Und das soll in den vier Wochen nicht zu kurz kommen. "Alle Studenten haben während der Zeit hier jeweils zwei Kurse", erklärte Professor Christine Sauer, Dozentin an der Universität von New Mexico.
Zuerst lernen die Studenten etwas über Deutschland und die Europäische Union. "Das ist ein wirtschaftlich und politisch orientierter Kurs, in dem es um die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg geht", so Sauer. Der zweite Kurs befasst sich mit dem Thema "Amerikanische Schrifsteller in Europa". Dabei geht es zum Beispiel um Ernest Hemingways Zeit in Paris. Die Seminare finden im ehemaligen Stallhof des Schlosses statt. Untergebracht sind die Studenten im Nikolauskloster, die Lehrenden schlafen im Dycker Weinhaus.
Natürlich sollen die Gäste aus Übersee, die an der Universität verschiedene Fachrichtungen von Wirtschaftswissenschaften bis Zahnmedizin studieren, während ihres Aufenthalts auch etwas von Deutschland und Europa sehen. Die Mehrheit der Studenten ist schließlich zum ersten Mal auf dem Kontinent. Darum geht es an den kommenden Wochenenden nach Berlin, Brüssel und Paris. Aber auch Ausflüge nach Neuss und Düsseldorf sind geplant.
Für die Gäste ist vor allem die Umgebung ungewohnt. "Hier ist alles so grün", sagte die 19-jährige Bianca Webber und ergänzte: "Bei uns zu Hause gibt es hauptsächlich Wüste und hohe Berge." Zudem hält sie die Kulturen der Deutschen und der Amerikaner für "very different".
Auch Kommilitonin Ashley Mellory ist froh, hier zu sein, obwohl sie sich erst an die neue Umgebung gewöhnen müsse. "Ich hoffe, dass ich vor allem viele neue Freunde kennen lerne." Einstimmig freut die amerikanischen Teenager an Deutschland aber vor allem eins: Hier gelten sie offiziell als erwachsen.