Streit um Marianum-Areal eskaliert

Lukaskrankenhaus: Verwaltungsratschef wirf Bürgermeister Wortbruch vor, der legt ihm den Rücktritt nahe.

Neuss. Ein lange schwelender Konflikt ist offen ausgebrochen: Bürgermeister Herbert Napp und der "Elder Statesman" des Rates, Heinz Günther Hüsch (beide CDU), stehen sich im offenen Clinch gegenüber. Der Streit spielt sich zwischen dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Bauvereins und dem Verwaltungsratsvorsitzenden des Lukaskrankenhauses ab.

Ausgangspunkt ist das Marianum. Den leerstehenen Prachtbau mit großem Park hat bekanntlich vor einem Jahr der Bauverein, eine städtische AG, vom Erzbistum gekauft. Der Bauverein selbst wollte im Marianum Wohnungen einrichten und den Park bebauen.

Zuvor, so sagt es Verwaltungsratsvorsitzender Hüsch, habe der Bauverein allerdings dem Lukaskrankenhaus große Teile des Marianums angeboten, doch habe man sich nicht auf eine Miethöhe einigen können. Dann zeigte das Krankenhaus Interesse an dem etwa 3000 Quadratmeter großen Grundstücksstreifen zwischen Marianum und Klinik-Gelände: Denn hier, so war bekanntgeworden, wollten wiederum die Augustinuskliniken in einem Neubau, der sogenannten Schiene, ein Altenheim errichten.

Um das Ansinnen des Konkurrenten abzuwehren, wollte das Lukas nun selbst das Grundstück für 1,1 Millionen Euro kaufen. Nach einem Gespräch im Rathaus mit Bürgermeister Herbert Napp, dem Bauvereins-Vorstand Frank Lubig sowie Lukas-Geschäftsführer Sigurd Rüsken und ihm selbst, so Hüsch, "konnten wir davon ausgehen, dass der Bauverein uns diesen Teil des Grundstücks verkaufen wollte."

Von der Entscheidung über den Marianum-Verkauf an das Kölner Unternehmen Vivacon, das dort Luxuswohnungen einrichten wird, sei man "völlig überrascht worden".

Wortbruch? Bürgermeister Herbert Napp spricht von immer weiterreichenden Plänen des Lukaskrankenhauses, die weite Teile des Marianum-Gebäudes eingeschlossen hätten; das sei "maßlos" gewesen. Nur auf technischer Ebene, sagt darauf Heinz Günther Hüsch, hatten darüber Gespräche stattgefunden. Er halte diese Ideen übrigens selbst für überzogen.

In der Fraktionssitzung jedenfalls nahmen die Kontrahenten kein Blatt vor den Mund. Hüsch blieb - und bleibt - beim Vorwurf des Wortbruchs. So etwas habe er noch bei keinem Bürgermeister erlebt, sagt er und zählt auf, dass er bereits mit sieben Stadtchefs zusammengearbeitet habe.

Napp habe ihm in der Sitzung zudem vorgeworfen, dem Lukaskrankenhaus Schaden zuzufügen und ihm geraten, sein Amt als Verwaltungsratsvorsitzender aufzugeben. Hüsch kontert trocken, er habe sein Mandat als Stadtverordneter vom Wähler, als Verwaltungsratsvorsitzender von der CDU-Fraktion: "Abhängig von Herrn Napp sehe ich mich nicht."

Napp steht zu seiner Handlungsweise: "Das Wort des Bürgermeisters ist verlässlich. Aber nicht beliebig interpretierbar." Und er verwahrt sich gegen breite Kritik, der Verkauf des Marianums sei allzu schnell und nicht eben transparent über die Bühne gegangen.

Am Donnerstag geht der Bürgermeister in die Offensive: Mit Bauvereins-Vorstand Frank Lubig will er die Vorgänge darstellen. Am Nachmittag dann werden Napp und Hüsch wieder aufeinandertreffen. Im Rat geht es um die Aufstellung des Bebauungsplans für den Marianum-Park. Der bleibt dem Bauverein nach dem Marianum-Verkauf erhalten und soll nun mit Häusern moderater bebaut werden als zunächst geplant.