Zahnarzt kommt ins Altersheim

Weil viele ältere Menschen unter schlechter Mundhygiene leiden, werden sie von mobilen Zahnärzten behandelt. Zudem wird das Pflegepersonal in den Seniorenheimen geschult.

Rhein-Kreis Neuss/Grevenbroich. Die Prothese des Ehepartners auftragen oder seit Jahren die gleiche Zahnbürste benutzen - nichts Ungewöhnliches bei Senioren, sagt Bärbel Kremers-Gerads von der Arbeitsgemeinschaft Grevenbroicher Altenheime.

Weil die Mundhygiene von alten Menschen oft in einem miserablen Zustand ist, wurde nun vom Rhein-Kreis Neuss das Projekt "Bis(s) ins hohe Alter" ins Leben gerufen.

Pflegekräfte der fünf Altenheime in Grevenbroich sollen in drei Jahren die Regeln der professionellen Mundhygiene lernen. Dafür finden Schulungen statt, aber auch zahnärztliche Untersuchungen und Zahnreinigungen der Seniorenheimbewohner.

"Es geht um ganz simple Maßnahmen", sagt Helmut Hauser, Sprecher der Grevenbroicher Zahnärzte. "Die Prothese wird mit Flüssigseife und einer Bürste gesäubert. Reinigungstabletten sind oft nicht so effektiv. Speziell geformte Zahnbürsten sollen helfen, die Mundreinigung liegender Patienten zu erleichtern. Das wissen viele Pfleger nicht", erklärt Hauser, der mitsamt seiner Kollegen ehrenamtlich für die Aktion arbeitet.

Warum die Mundhygiene vieler Altenheimbewohner schlecht ist, versucht Kremers-Gerads zu beantworten: "Bettlägerigkeit und Demenz machen es den Betreuern oft schwer." Mancher Ältere würde aus Angst kaum seinen Mund öffnen, erst recht nicht in einer Arztpraxis. "Deshalb behandeln wir in den Heimen."

Ziel ist es, mehr Lebensqualität zu gewinnen. "Oft werden Alte mit pürierter Nahrung verkostet. Das wäre nicht nötig, würden die Zähne besser gepflegt werden. Zudem können Infektionen bis hin zu Herzkrankheiten verhindert werden, ausgelöst durch Parodontose", erklärt Bernhard Höltmann vom Kreiskrankenhaus und Vorsitzender des Lions Club Grevenbroich, der das 110.000 teure Projekt mit 13.000 Euro unterstützt. "Damit senken wir auch Folgekosten durch Krankenhausaufenthalte."

Auch wenn das Projekt für die Teilnehmer kostenfrei ist, 300 der 480 Seniorenheimbewohner scheuen sich mitzumachen. Projektleiterin Sonja Andabaka: "Vielen fehlt das Bewusstsein, wie wichtig Mundhygiene ist. Andere fragen sich: Wozu das noch?"