„Zeltstadt“ ab jetzt bewohnt
Die ersten 17 Flüchtlinge sind in die Leichtbauhallen am Hagelkreuz eingezogen. Dort ist Platz für bis zu 160 Personen.
Grevenbroich. Seit Frühjahr standen die neuen Leichtbauhallen am Hagelkreuz leer, jetzt kehrt dort Leben ein. „Am Mittwoch sind die ersten sieben Bewohner eingezogen, am Donnerstag weitere zehn — unter anderem aus Syrien und Afghanistan“, erklärt Hartmut Deußen, Fachdienstleiter im Sozialamt. Insgesamt ist in der großen Flüchtlingsunterkunft Platz für 160 Menschen, diese Höchstzahl will die Stadt aber nicht ausschöpfen.
Mit der Belegung der „Zeltstadt“ am Hagelkreuz nördlich der Lindenstraße packt die Stadt ihre große Reserve für die Unterbringung von Asylbewerbern an. Rund 30 Flüchtlinge werden der Stadt in der Woche zugewiesen. Insgesamt leben in Grevenbroich rund 900 Asylbewerber. Die Wohncontainer an der Gilbachstraße sind mit circa 100 Bewohnern mittlerweile voll belegt. Auch die zeitweise leerstehenden Wohncontainer Am Langer Weg in Gindorf werden wieder genutzt.
Bereits im Frühjahr waren die Leichtbauhallen am Hagelkreuz errichtet worden, wurden aber nicht benötigt — bis jetzt. Mit dem Leben im Zelt haben die Wohnverhältnisse dort nichts zu tun. Das Innere der Wohnhallen ist in Räume gegliedert. Jeder verfügt laut Stadt über ein Fenster und eine abschließbare Tür. Allerdings reichen die Wände nicht bis zur Decke hinauf. Der Grund dafür ist laut Stadt die Luftzirkulation in der Halle. „Drinnen ist es mollig warm“, hat Dezernent Claus Ropertz festgestellt.
Auch wenn am Hagelkreuz noch Räume leer stehen, macht sich die Stadt Gedanken über die weitere Entwicklung. „In anderen Unterkünften sind kaum noch Plätze frei“, sagt Deußen. Ein Problem: In städtischen Unterkünften leben mittlerweile 130 Migranten mit Bleiberecht, die eigentlich in Wohnungen umziehen könnten. „Gebraucht werden vor allem Wohnungen für Alleinlebende sowie für große Familien, doch beides ist knapp“, berichtet Hartmut Deußen. Also bleiben viele Flüchtlinge mit Bleiberecht in den Unterkünften, der Platz fehlt für neue Asylbewerber.
Die Stadt rechnet zudem mit einer Verschärfung der Situation. „Ab 2017 gilt in NRW eine neue Wohnsitzregelung. Danach müssen anerkannte Flüchtlinge drei Jahre in der Kommune wohnen, der sie zugewiesen werden“, erläutert Deußen. Wie viele nach Grevenbroich kommen werden, sei nicht bekannt. „Wir suchen Mietwohnungen für Flüchtlinge mit Bleiberecht, stehen mit Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften im Gespräch“, sagt Ropertz. Wer eine Wohnung zur Verfügung stellen möchte, wird gebeten, sich unter Telefon 02181/608493 im Rathaus zu melden. Die Stadt hofft, so wieder Platz schaffen zu können, anderenfalls müssen neue Unterbringungsmöglichkeiten her. Die Anfang 2016 geplanten Unterkünfte an der Konrad-Thomas-Straße (Elsen), am Mühlenhof (Neukirchen) und an der Merkatorstraße sind laut Ropertz zurzeit kein Thema. „Für die weitere Zukunft können wir Unterkünfte dort nicht ausschließen, aber wir suchen auch nach weiteren Standorten.“