Allegheny Rodney Metals: Ein Umsatzriese verlässt die Stadt

Nach 32 Jahren ist der Standort Sprockhövel für den Lieferanten von Präzisions-Bandstählen zu klein geworden. In Remscheid wurde die US-Konzerntocher fündig.

Obersprockhövel/Remscheid. "Allegheny Rodney Metals" - nur noch matt ist der Schriftzug an der Hallenwand an der Kleinbeckstraße zu lesen. Die zuvor stolzen großen Lettern sind abmontiert, die Halle ist leer. Bereits Mitte Juni hat der Spezialist für Präzisions-Bandstahl aus den USA seinen Sprockhöveler Standort verlassen und ist nach Remscheid umgezogen. Zurück bleibt nicht nur die leere Halle, sondern auch ein satter Ausfall bei den Gewerbesteuereinnahmen für Sprockhövels Stadtsäckel.

Auf 80 Millionen Euro bezifferte Jürgen Gross, Geschäftsführer und Managing Direktor Europa, den Jahresumsatz der ATI-Konzerntochter, die PräzisionsBandstähle aus den USA für spezielle Verwendungen in Europa zuschneidet und etwa an Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt und für die Anwendungen in der Isoliertechnik liefert. So stecke das Allegheny-Produkt in jeder dritten in Europa gefertigten Zylinderkopfdichtung.

Klar, dass Sprockhövels Wirtschaftsförderer Detlef Merken sehr darum bemüht war, das Vorzeigeunternehmen, dessen Anfänge an der Kleinbeckstraße auf das Jahr 1976 zurückgehen, in Sprockhövel zu halten. "Wir hatten aber letztlich keine Chance. Flächen, die Allegheny gesucht hat, konnten wir hier nicht bieten", so Merken. Maximal 16600Quadratmeter am Eichenhofer Weg seien nicht genug gewesen.

"Wir hätten dort das Gelände auch noch selbst herrichten müssen, am neuen Standort im Gewerbegebiet Bergisch Born haben wir eine vorhandene Halle für Produktion und Lager von 10000Quadratmeter und insgesamt 22000 Quadratmeter Gesamtfläche", erläutert Jürgen Gross. "Wir bekommen wöchentlich allein 40 Container direkt aus Bremerhaven, da ist es wichtig, dass wir den Platz haben, um das schnell umzuschlagen."

Zum Vergleich: In Sprockhövel hatte die Halle rund 1400 Quadratmeter. Hinzu kam ein kleineres Gebäude nebenan und ein Außenlager in Schwelm. Nun hat man fast das Zehnfache an Fläche, und alles an einem Ort.

Der Abschied aus Sprockhövel sei ihm nicht leicht gefallen, gibt der gebürtige Bochumer Gross, der seit 1981 selbst in Niedersprockhövel wohnt, zu. Aber letztendlich sei es ein Glücksfall gewesen, in erreichbarer Nähe einen solchen neuen Standort zu finden. Das habe auch die Belegschaft mit Aufatmen aufgenommen, nachdem monatelang über eine bevorstehende Verlagerung und Vergrößerung spekuliert wurde.

"Alle 41 haben den Umzug mitgemacht", strahlt Gross. Als Beleg dafür dominieren auf dem Firmenparkplatz Nummernschilder mit den Buchstaben EN. Wie familiär es auch in einer amerikanischen Konzerntochter zugehen kann, so lange die Zahlen stimmen, zeigt auch die Tatsache, dass Gross seit 1980 in der Firma ist, damals noch im Vorgängerunternehmen Teledyne Rhodney Metals. 1997 wurde es von Allegheny aufgekauft, blieb aber an der Kleinbeckstraße. 1980 hatten wir noch einen Umsatz von vier Millionen Mark", verdeutlicht Gross die sagenhafte Unternehmensentwicklung.

Der dünne Stahl kommt in 1040 Millimeter breiten Rollen - so genannten "Coils" - aus Massachusetts und wird für die jeweiligen Verwendungen zugeschnitten. "Jetzt haben wir Platz, neue Maschinen anzuschaffen", sagt Gross und wirkt rundum zufrieden, auch wenn sei täglicher Weg zur Arbeit jetzt 30 Kilometer länger ist - einfache Strecke.