Rauchverbot: Gereizte Stimmung am Tresen

Eine Umfrage in Sprockhöveler Gaststätten zeigt: Die Betroffenen reagieren unterschiedlich.

Sprockhövel. Sieben Männer im Dunst, dazwischen Lothar Riss, überzeugter Nichtraucher: Durch Qualm lässt er sich die Abende im Haßlinghauser "Jägerhof" nicht verderben. "Hier kommt eine Trennwand rein", sagt Gastwirt Klaus Fichtel. Den gleichen Plan verfolgt sein Kollege Siggi Kickuth.

Der Umbau seines Traditionslokals "Zum Amtshaus" habe mit dem Nichtraucherschutzgesetz nichts zu tun, er werde aber den Saal und ein kleines Zimmer künftig rauchfrei halten. Im Schankraum, der flächenmäßig etwas kleiner ist, darf weiter geraucht werden.

"Ich habe das mit dem Gaststättenverband so abgesprochen. Ich denke auch die Stadt wird da nichts sagen, so lange keine Beschwerden kommen", sagt er.

"Da werden doch nur Arbeitslose produziert", schimpft Kneipengänger Siegfried Lunau. "Der Staat ist der größte Rauschgifthändler überhaupt, und jetzt will er uns das Rauchen verbieten." Gereizte Stimmung am Tresen. Dass er selbst dem "Rauschgift" Tabak erlegen ist, nimmt Lunau gelassen hin. "Man gönnt sich ja sonst nichts."

Einen Schwenk ins Absurde könnte man dazu nach Amsterdam unternehmen: In den Coffee Shops darf ab sofort kein Tabak mehr geraucht werden, jedoch weiterhin Haschisch pur. Aber die Nachbarn, ob Italiener oder Holländer, interessieren Lunau nicht: "Was haben wir mit denen zu tun?"

Dazu hat Oliver Nickel, Betreiber der Discothek "Kleinbeck", eine liberalere Einstellung: "Für uns ist es gut, dass das Rauchverbot in Kraft ist. Da können die Jugendlichen schon mal im Urlaub in Italien ihre Erfahrungen mit dem Schutzgesetz machen."

Einbußen befürchtet er nicht, zumal ein Biergarten zur Disco gehört. Im Lokal "An der Kohlenbahn" blickt auch Inhaber Stefan Fürcht sorglos in die Zukunft. "Wir haben schon lange keine Probleme mehr damit. Die Leute gehen nach draußen zum Rauchen."

Für Nichtraucherin Jennifer Gollasch sieht die Rechnung anders aus. Ihre Einraum-Gaststätte "Haus Brenne" bietet keine Ausweichmöglichkeit, deshalb tagt an der Theke fortan der Raucherclub "Blauer Dunst". Die Regeln stehen an der Eingangstür: "Zutritt nur für Clubmitglieder, Clubbeitritt jederzeit möglich."

An aktiven Mitgliedern zählt Gollasch 40 Raucher und 30Nichtraucher, die ihre Unterschrift geleistet haben. "Was soll ich sonst machen?" Ein Schritt fällt ihr noch ein, sofern auch die Clubbildung verboten wird: "Dann haben wir hier eben nur noch geschlossene Gesellschaften."

"Das hat alles in Amerika angefangen", sagt Jochen Schatz. Was er tun würde, wenn sein Stammlokal, die Haßlinghauser "Dorfschenke", keinen Nichtraucherraum anbieten könnte und das Rauchen untersagen müsste, weiß er nicht. "Ich möchte die Gespräche hier nicht missen, aber ohne Zigaretten?" Tresen-Nachbar Volker Kraus verkündet entschieden, dass er dann sein Bier daheim trinken würde. "Zigaretten sind teuer, ungesund, weiß ich, aber ich will eben rauchen."

Gastwirt Michael Habbel von "Habbel’s essen und trinken" findet die Situation "äußerst übel". Das Gesetz sei ein Eingriff in die persönliche Freiheit. Der Gast solle entscheiden, ob er in eine verrauchte Wirtschaft geht. "Die staatliche Bevormundung geht zu weit." Bei Habbel’s gebe es jetzt eine Raucherlounge.

So eine Zone gibt es bei "Eggers Restaurant und Hotel" schon seit einem Jahr. Inhaber Dirk Eggers zeigt sich gelassen: "Sicher könnte man den einen oder anderen Kunden verlieren. Aber das pendelt sich sicher ein. Ich finde die neue Regelung nicht tragisch - und man kann ja sowieso nichts machen."

Gemischte Gefühle bekundet der Vorsitzende des Wirtevereins, Heinz-Gerd Deffner: "Für die Speisegastronomie ist das Rauchverbot vorteilhaft - viele Gäste fragen auch inzwischen nach Nichtraucherzonen. Aber für Eckkneipen ist das bitterböse und kann existenzgefährdend sein."

Die deutsche Kneipenkultur sei nicht mit der in Irland oder Italien zu vergleichen. Hier treffe man sich eben nach der Arbeit zu Bier und Zigarette an der Theke. Die Besitzer sollten seiner Ansicht nach selbst entscheiden können, ob sie Rauchern die rote Karte zeigen: "Dafür werden wir weiter mit allen möglichen Mitteln kämpfen."