Als Kleister diente Weizenmehl
Wolfgang Beckmann erinnert sich daran, als die Farben noch selbst gemixt und Tapeten eingeweicht wurden.
<strong>Sprockhövel. "Heute sind ja alle nur noch Dosenöffner", sagt Wolfgang Beckmann mit leicht verächtlichem Unterton. Als er 1954 seine Malerlehre beim Wuppertaler Unternehmen Willy Trapp begann, war seine wichtigste Aufgabe das Zusammenrühren der Farben. "Fertige Farben gab es nicht, wir haben alles selber angeteigt." In einem Bottich vermengten die Lehrlinge Pigmente, Verdünnungsmittel, Bindemittel und Härter und rührten, bis ihnen die Arme schwer wurden. Wurde die Farbe zu dick oder zu dünn, gab es Ärger mit den Gesellen.
Wollte der Kunde seine Wände in Pastell streichen lassen, bereiteten die Azubis in der Werkstatt reichlich Farbe zu - ein einmal hergestellter Farbton konnte nie exakt nachgefertigt werden. Deshalb blieb meistens Farbe übrig. "Die haben wir am Abend dann in ein Fass gekippt und als später Grundierung verwendet", verrät Beckmann, der seit 30 Jahren in Haßlinghausen wohnt.
Oft zählte die Improvisation. Tapeziertische gab es noch nicht, also legten die Handwerker zwei lange Bretter über die Böcke. Mussten sie die Decke weißeln, stapelten sie die beiden Hölzer übereinander und stellten sich darauf. "Damals musste die alte Farbe auch erst abgewaschen werden." Malerrollen kamen erst Ende der 50er Jahre auf, dann dauerte es noch einige Zeit, bis jemand auf die Idee kam, einen langen Stiel daran zu befestigen.
Beliebt, besonders für Treppenhäuser, war damals die Linkrusta Tapete mit ihrer grob strukturierten Oberfläche. "Die war steif wie ein Buchdeckel. Wir mussten sie erst über Nacht in einer Badewanne einweichen." Angeklebt wurde sie mit Weizenmehl - der normale Tapetenleim hätte nicht gehalten.
Lehre 1954 begann Wolfgang Beckmann seine Lehre bei Willy Trapp. 1959 wechselte er ins Unternehmen Haarhaus.
Aufstieg 1965 kam er zum Malerbetrieb Hornstein, wo er zum technischen Angestellten und dann zum Betriebsleiter aufstieg.
Meister 1972 legte er seine Meisterprüfung ab.
(Un)ruhestand ging er in den Ruhestand, hilft aber immer noch im Betrieb aus.