Damwildzucht: Sanfte Hügel und saftige Wiesen

Rund 60 Tiere grasen auf dem Weideland der Familie Neudek. Jetzt hat die Brunftzeit begonnen.

Hiddinghausen. 20 Cent und ab die Post. Der umgebaute Kaugummiautomat an der Albringhauser Straße enthält Mais, an dem Muckel sich kugelig futtern könnte. Das Reh ist heute fünf Jahre alt und hat sogar eine Karriere im Ehebett von Nicol und Friedrich Neudek hinter sich. Als süßes Kitz durfte Muckel durch die Wohnung spazieren, bis der Dreck dann doch zu lästig wurde. "Sie ist durchgeknallt", urteilt Nicol Neudek über das zahme Reh, das immer noch bei Fuß durchs Gelände marschiert. Lohn der Zuneigung ist, dass Muckel definitiv von der Abschussliste gestrichen wurde. Für Friedrich Neudek ist die Damwildzucht ansonsten keine sentimentale Angelegenheit, sondern ein Geschäft. Vor drei Jahren übernahm er die Hünninghauser Bauernstube von den Eltern. Im August feierte der Betrieb sein 30-jähriges Bestehen, doch die Geschichte der Gaststätten reicht in dieser Region noch einige Generationen weiter zurück. "Früher kamen hier die Kohlenfuhrleute durch. Die hatten ordentlich Durst und nutzten jede Gelegenheit, um mal eben aufzutanken." Heute muss sich ein Wirt schon was einfallen lassen, um gegen die Konkurrenz zu bestehen. Großes Plus der Bauernstube ist ihre überaus idyllische Lage und der weite Blick von der Terrasse über die sanften Hügel, auf denen das Wild grast. In diesen Tagen geht es allerdings etwas hektischer zu, denn die Natur hat zur Brunftzeit gerufen. "In zwei Wochen kann man den Hirschen das Vaterunser durch die Rippen blasen", weiß Neudek aus Erfahrung. Derweil tüftelt der gelernte Koch schon an neuen Gerichten. "Zur Winterzeit gehört Wild bei uns auf die Speisekarte", mal das altbewährte Hirschgulasch, dann wieder feine Kreationen mit Cognac und Walnüssen oder der Braten mit Preiselbeeren. "Ich lass mir jeden Tag was einfallen." Ab Januar wird nach alter Sitte Schluss sein, "dann isst das keiner mehr". Damit wird auch der Partyservice, den das Ehepaar seit 1996 betreibt, wieder stärker in den Vordergrund rücken. Auf dem vier Hektar großen Weideland kehrt bis zum nächsten Herbst Ruhe ein, was auch den Tieren sehr wohl bekannt ist. "Wenn ich Futter bringe, sind alle zahm. Aber wehe, ich habe einen Besen in der Hand. Bei allem, was nach Waffe aussieht, nimmt das Wild Reißaus." Kinder, die Mais verfüttern, genießen dagegen vollstes Vertrauen der etwa 60 Tiere.

Internet: www.damwildhof.de