Projekt: Wohnen in der Gemeinschaft

Die Gruppe WieeN versucht, ihre Idee eines generationsübergreifenden Wohnens umzusetzen. Gefragt sind noch junge Familien.

Sprockhövel/Ennepe-Ruhr. Wer gute Nachbarn hat, weiß, wie viel das Wert ist. Nicht nur, weil dann im Urlaub jemand die Blumen gießt. Mal Besorgungen für den Nachbarn machen, wenn man sowieso unterwegs ist, auf Nachbars Kinder aufpassen, vor allem aber aufeinander achten - das sind die großen Vorteile, die in einer immer älter und anonymer werdenden Gesellschaft nachbarschaftliche und generationsübergreifende Wohnformen haben.

Während in Wuppertal von Caritas oder Vereinte Evangelischer Mission bereits erste konkrete Bauprojekt in diesem Zusammenhang angestoßen werden, versucht im Ennepe-Ruhr-Kreis eine aus einem VHS-Kurs hervorgegangene Gruppe, ihre Ideen zu realisieren. "Wohnen in echter enger Nachbarschaft" (WieeN) - der Name ist gleichzeitig Programm.

"Wir suchen bereits nach einen Objekt, mindestens 20 Wohneinheiten müssen es schon sein", berichtet Gerhard Leisten. Der Mitarbeiter der Stadt Sprockhövel hat zwar noch einige Jahre im Berufsleben vor sich, macht sich aber wie die etwa 20 Gleichgesinnten in der Gruppe bereits jetzt Gedanken, wie für ihn und seine Frau danach das Leben aussehen kann.

"Wir wollen nicht anonym in einer Wohnung leben, sondern setzten auf Gemeinschaft", so Leisten. Die solle sicher nicht so weit gehen, dass man ständig gezwungen sei, aufeinander zu hocken. "Jeder hat seine eigene Wohnung, aber es gibt gemeinschaftliche Bereiche."

Der Traum der Gruppe, die derzeit aus Mitgliedern zwischen 40 und 70 Jahren besteht, ist, dass verschiedene Altersgruppen zu gleichen Teilen in dem Projekt vertreten sind. So könne Alt von Jung profitieren - und umgekehrt. Das heißt: die Vorteile einer Großfamilie nutzen, aber doch seine Eigenständigkeit bewahren.

"Leider ist es sehr schwer, junge Familien zu finden, die bereit sind mitzumachen", sagt Gerhard Leisten. Eine Erfahrung, die viele ähnliche Gruppen bereits gemacht haben. Leisten: "Viele schreckt vielleicht ab, dass zunächst noch nicht klar ist, wann und wo wir starten können. Wir müssen gemeinsam planen und auch das passende Objekt finden. Das kann schon zwei, drei Jahre dauern."

Gedacht ist an einen Neubau. Barrierefreiheit und zentrale Lage in der Nähe von Geschäften, Schulen und medizinischen wie öffentlichen Einrichtungen und eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sollen Voraussetzungen sein. "Im Moment haben wir ein Objekt in Schwelm ins Auge gefasst, lassen das mal durchrechnen, aber Konkretes kann man dazu noch nicht sagen", so Leisten.

Der alte Sportplatz in Haßlinghausen, der verkauft und bebaut werden soll, sei aufgrund seiner Lage ideal für das Projekt gewesen. Aber bei den Preisvorstellungen der Stadt habe man das gleich als unrealistisch verworfen.

Durch solche Rückschläge lässt die Gruppe sich aber nicht entmutigen. Leisten: "Wir hoffen auch auf die Vernetzung mit ähnlichen Gruppen." Dass derzeit Menschen in vielen Städten das gleiche Ziel verfolgten, zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei.