Sturmschäden: Von „Tann“ keine Spur mehr

Rund die Hälfte der Windwürfe nach Kyrill ist in seinem Revier inzwischen beseitigt, schätzt Förster Johannes Kuhlendahl.

Haßlinghausen. "Hünninghaus’ Tannen" heißt das Waldstück südlich von Haßlinghausen hinunter bis zum Brunsberger Bach im Volksmund - von Tannen, beziehungsweise Nadelbäumen, ist allerdings nichts mehr zu sehen. Seit zwei Wochen arbeitet sich eine Erntemaschine durch Sprockhövels wohl größte Windwurffläche, auf der nur noch einsam eine Birke und zwei Ahornbäume stehten. Sie hatten Gewalten von Orkan Kyrill im Januar getrotzt. Der im Spätherbst 2006 erst ausgelichtete Bestand aus Fichten, Lärchen und Kiefern ist aber komplett gefallen. Links und rechts des Zufahrtsweges sowie in der Fläche liegen die je nach Verwertung auf Länge geschnittenen und entasteten Stämme.

"Die Männer haben schnell gearbeitet", bescheinigt ihnen Revierförster Johannes Kuhlmann dem Unternehmen aus dem Sauerland. Ein halbes Jahr nach Kyrill hat er endlich das Gefühl, dass es insgesamt vorangeht. Rund 25 000 Festmeter Sturmholz hat Kyrill in seinem Revier, in Sprockhövel, Gevelsberg und Wetter zurückgelassen, so schätzt Kuhlmann. Rund die Hälfte sei inzwischen aus den Beständen geholt. "Ich habe geraten, immer nach dem Grundsatz zu arbeiten, das Holz erst herauszuholen, wenn es auch einen Abnehmer gibt", so Kuhlmann. Der Markt sei "supervoll", aber zum Glück eben nicht komplett zusammengebrochen. "Die zwischendurch durch die Energieholzverwertung hochgeschnellten Preise, sind zwar zurückgegangen, aber immer noch auf dem Niveau von vor zwei Jahren", so Kuhlmann.

Nachdem die Sägewerke in der Umgebung komplett dicht seien und alles getan hätten, um dem riesigen Aufkommen beispielsweise durch Lagerplätze gerecht zu werden, suche er nun vor allem auswärtige Holzkäufer. "Diese Stämme gehen als Papierholz nach Italien", sagt er und zeigt auf einen Stoß Fichtenholz. Auch in Österreich und Tschechien finde man Abnehmer. Das Problem sei natürlich, dass die Frachtkosten für die Waldbesitzer steigen. "Bis jetzt sieht es noch so aus, dass die Fällkosten durch den Verkauf gedeckt sind. Rechnet man spätere Neuanpflanzung hinzu wird es allerdings schon eng." Zum Glück seien in seinem Revier keine Existenzen bedroht, weil die meisten der rund 160 Privatwaldbesitzer, die Kuhlmann betreut, Waldwirtschaft nur im Nebenerwerb betreiben.

Das feuchtkalte Wetter sei dabei zuletzt durchaus günstig gewesen, damit sich der Borkenkäfer in zerstörten Fichtenbeständen nicht ausbreiten konnte. So große Bestände wie im Hünninghaus’ Tann, wo sich der Einsatz der großen Erntemaschine lohnt, gibt es in Sprockhövel freilich sonst kaum noch. So werde es sicher noch dauern, an jeder kleineren Stelle ein Lösung zu finden.

Vorsicht Auch ein halbes Jahr nach Kyrill rät Revierförster Johannes Kuhlmann im Wald immer noch zur Vorsicht, besonderes auf abgelegeneren Pfaden.

Zu schwer Schräg stehende Bäume, die über die Wurzeln Kontakt zum Boden haben, tragen inzwischen eine dichte Krone, und sind damit doppelt so schwer wie ohne Blätter. Da müsse es nicht einmal stürmen, um sie im durch regen aufgeweichten Erdreich ganz plötzlich zum Umfallen zu bringen.

Kein Betretungsverbot Eine generelles Vertretungsverbot für den Wald gibt es nicht, eine Sicherungspflicht außerhalb großer Wanderwege allerdings auch nicht. Dort gilt: Begehen auf eigene Gefahr.