Zuschüsse: Immer mehr haben zu wenig Rente zum Leben
Die Zahl der Rentner, die Anspruch auf Grundsicherung haben, steigt auch in Sprockhövel – noch auf niedrigem Niveau.
Sprockhövel. Rund 5700 Sprockhöveler sind älter als 65 Jahre. Die meisten von ihnen sind finanziell abgesichert und können von ihrer Rente ihren Lebensabend bestreiten. Und doch steigt auch in der vergleichsweise einkommensstarken Stadt der Anteil derjenigen, die selbst nicht das Existenzminimum abdecken können.
81 Einzelpersonen oder Paare bezogen im Januar 2007 von der Stadt eine Grundsicherung. Die wird dann für Rentner oder Erwerbsunfähige als Zuschuss fällig, wenn von ihrem Einkommen nach Abzug von Wohnkosten weniger als 347 Euro pro Monat zum Leben übrig bleiben.
Im März 2008 waren es bereits 96 Fälle. "Ganz klar, die Tendenz zeigt nach oben", sagt Evelyn Müller, Leiterin des Fachbereichs Familie und Soziales bei der Stadt. Das gelte auch, wenn Sprockhövel mit diesen Zahlen im Städtevergleich noch gut liege.
Möglichkeiten gegenzusteuern habe die Stadt nicht - oder höchstens in Bezug auf die anfallenden Kosten. Die Gesamt-Zuzahlungen für die Grundsicherung haben sich bisher nicht erhöht, schwankten monatlich zwischen 30 000 und 33 000 Euro.
"Wir hatten drei Klientinnen, die zwischenzeitlich im Frauenhaus untergebracht waren, was wegen der nötigen Betreuung von den Unterkunftskosten relativ teuer war. Sie konnten inzwischen in ihre eigene Wohnung ziehen", beschreibt Müller einen Sondereffekt, der zur "Kostendämpfung" beigetragen habe.
Außerdem habe man mehrere Leistungsbezieher aufgefordert, sich eine günstigere Wohnung zu suchen. "Nur da, wo es zumutbar ist. Eine 80-Jährige werden wir sicher nicht mehr zum Umzug auffordern", versichert Müller.
Altersarmut? In den Awo Ortsvereinen ist das nur am Rande ein Thema, wie die Haßlinghauser Vorsitzende Waltraut Uellendahl berichtet, obwohl die meisten der Mitglieder Senioren sind. "Es wird allerdings auch nicht an die große Glocke gehängt, wie arm jemand ist. Ich weiß nur von zwei älteren Damen, deren Männer sehr früh verstorben sind, und die eine so geringe Rente beziehen, dass sie von ihren Kindern unterstützt werden", so Uellendahl. Freilich habe es in der Vergangenheit bei der Planung von Ausflügen wiederholt Mitglieder gegeben, die meinten, sie könnten sich das finanziell nicht erlauben.
Auch bei der Hattinger Tafel versorgen sich inzwischen Senioren, die wegen knapper Rente auf die dort für den obligatorischen Betrag von 1,50 Euro ausgegebenen Lebensmittel zurückgreifen. "Ältere sind allerdings nicht die Mehrheit, ich denke, es sind bei uns etwa fünf, sechs Rentner dabei", berichtet Gabi Kröger, Ehrenamtliche an der Ausgabestelle in Niedersprockhövel.
Die Mehrzahl der rund 40 Personen, die sich dort ebenso wie in Haßlinghausen wöchentlich versorgten, seien jüngere Menschen, viele Alleinerziehende aber auch Aussiedler.
Insgesamt ist der Trend allerdings eindeutig: Auch bei der Tafel werden immer mehr Hilfebedürftige gezählt. "Für eine an sich reiche Stadt wie Sprockhövel finde ich das schon bemerkenswert", sagt Gabi Kröger.