Vernetzung für mehr Naturschutz Warum Meerbuschs Biotope nicht weiter zusammenwachsen

Meerbusch · Für Artenvielfalt braucht es auch geschützte Natur. Gemessen an der Gesamtfläche hat die Stadt insgesamt schon größere Flächen eingerichtet – mit Erfolg für einige Tiere. Diese Entwicklung kommt nun aber ins Stocken.

In der Ilvericher Althreinschlinge liegen dem LANUV zufolge sowohl gesetzlich geschützte Biotope als auch ein Naturschutzgebiet.

Foto: Angelika Kirchholtes

Biotop heißt übersetzt Lebensraum. In der Diskussion der Politiker im jüngsten Umweltausschuss war damit aber ein bestimmter Lebensraum gemeint: Einer, der eine gewisse biologische Vielfalt mit Blick auf Pflanzen und Tiere hat. Und einer, den es zu schützen und aus Sicht von Umweltschützern zu vergrößern gilt. Wie es um die Naturschutzgebiete und Biotope in Meerbusch steht, weiß die Untere Naturschutzbehörde, die beim Rhein-Kreis Neuss angesiedelt ist. Jan-Hendrik Elter, der dort für die Freiraum- und Landschaftsplanung zuständig ist, gab nun im Umweltausschuss einen Überblick.

Der erste Blick auf die Zahlen dürfte aus Meerbuscher und Naturschutzsicht positiv sein: Von den 6440 Hektar Fläche sind knapp 43 Prozent ein Landschafts- oder Naturschutzgebiet. Der gesamte Regierungsbezirk Düsseldorf hat mit 45 Prozent einen ähnlichen Schlüssel, im Vergleich zum Rhein-Kreis Neuss steht Meerbusch aus Flächenschutzaspekten sogar besser da: Im Kreis sind gut 25 Prozent geschützt.

Landschaftsschutzgebiete sind dabei großflächiger und dienen vor allem der Naherholung der Bürger. In Naturschutzgebieten gibt es seltene Pflanzen oder Tiere. Biotope wiederum sind kleiner definierte Areale, die einen gesetzlichen Schutz haben können, aber nicht zwingend haben müssen. Laut Landesnaturschutzgesetz sollen landesweit mindestens 15 Prozent der Fläche verbundene Biotope sein.

Gesetzlich geschützte Biotope gibt es dabei auch in Meerbusch: Elter zufolge sind das naturnahe oder natürliche Bereiche an Fließ- oder Stillgewässern. Im Kataster des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) lassen sich geschützte Biotope etwa entlang des Stinkesbach, der Ilvericher Altrheinschlinge oder auch am Latumer See entdecken. Häufig liegen an diesen Stellen mehrere kleine geschützte Biotope nah beieinander und sind so verbunden. Die meisten liegen dabei ohnehin in einem Naturschutzgebiet, erklärte Elter.

Auch wenn in Meerbusch im Vergleich zur Grundfläche schon recht viele Gebiete einen Landschafts- oder sogar Naturschutz haben, suche der Kreis nach weiteren Flächen. Das Ziel: Mehr und auch größere Gebiete für einen Biotopverbund finden, also die Biotope untereinander besser verbinden.

So sei zum Beispiel auch eine frühere Idee, eine Art Grüngürtel vom Herrenbusch bis zum Rhein zu entwickeln, in das Freiraumkonzept für Meerbusch geflossen. Dieser Plan dürfte aber wohl kaum in naher Zukunft umgesetzt werden: „Die Flächenverfügbarkeit ist ein Problem“, sagte Elter. Gerade landwirtschaftlich genutzte Flächen würden selten für eine Biotopvernetzung freigegeben. Hier seien nur wenige Eigentümer bereit, das Vorhaben zu unterstützen, sagte Elter. Dabei bekämen sie über den sogenannten Vertragsnaturschutz vom LANUV einen finanziellen Ausgleich, wenn durch Naturschutzmaßnahmen Mindererträge beziehungsweise Mehraufwendungen entstehen. Wegen der fehlenden Flächen werde zum Beispiel die Biotopvernetzung vom Herrenbusch bis zum Rhein derzeit nicht weiter geplant.

Auch andere Vernetzungen von Biotopen und Schutzgebieten in Meerbusch seien am Widerstand von Flächeneigentümern gescheitert. Das Konzept zur möglichst breiten Biotopvernetzung sei dabei ein Ideal. „Wegen der Flächenverfügbarkeit bleibt es wohl auch ein Idealzustand“, sagte Elter. Man versuche, zumindest die Bereiche entlang der Fließ- und Auengewässer zu verbinden. Dabei könnten auch Biotope und Flächen vernetzt werden, die nicht gleichartig sind.

Dass die Bemühungen für den Artenschutz sich lohnen, zeige etwa die Ansiedlung des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings. Der Schmetterling komme inzwischen besonders häufig im Gebiet der Spey bei Nierst an der Grenze zu Krefeld vor. „Das ist in Meerbusch nach wie vor erfolgreich. Es ist ein Hauptstandort für diesen Schmetterling geworden“, sagte Elter. Auch Artenschutzprojekte etwa für den Amphibienschutz, die Kopfweidenpflege und die Anlage von Streuobstwiesen zählte Elter als positive Beispiele aus Meerbusch auf.

(akir arc)