Weihnachtsbräuche und Traditionen Wie internationale Menschen in Düsseldorf Weihnachten feiern

Düsseldorf · Menschen aus der Ukraine, den USA und Schweden, die in Düsseldorf leben, stellen Weihnachtsbräuche aus ihrer Heimat vor.

Alina Nesvit mit einem Paket mit weihnachtlichen Spezialitäten, das sie ihrem Vater in der Ukraine schickt.

Foto: Alina Nesvit

Alina Nesvit aus der Ukraine: „Seit ich in Düsseldorf wohne, feiere ich zu zweit mit meinem Ehemann Weihnachten, der auch aus der Ukraine ist. Bei unserem ersten Weihnachten hier, im Jahr 2022, gab es eine witzige Situation: Wir waren spät dran mit den Vorbereitungen, hatten nichts zu essen zu Hause und nicht verstanden, dass hier an Weihnachten wirklich alles geschlossen ist, auch die meisten Cafés und Restaurants. Aber wir haben dann ein türkisches Restaurant gefunden, das geöffnet hatte, und so haben wir an unserem ersten Weihnachten hier türkische Pizza gegessen.

Für lange Zeit wurde in der Ukraine im Januar Weihnachten gefeiert – auch bedingt durch den Einfluss und Druck Russlands. Seit Beginn des Angriffskriegs aber hat sich das geändert – viele Menschen feiern jetzt lieber im Dezember so wie in vielen anderen Ländern Europas. Trotzdem läuft einiges in der Ukraine anders. Den größten Kulturschock hatte ich in Deutschland, als ich gesehen habe, dass Menschen hier ihren Weihnachtsbaum schon vor Silvester wieder rauswerfen – in der Ukraine behalten alle ihn bis weit in den Januar hinein.

Ich könnte mir Silvester ohne einen Weihnachtsbaum nicht vorstellen. In der Ukraine ist ein Weihnachtsbaum auch gar nicht speziell für Weihnachten, er heißt auch nicht so, für uns ist er einfach ein besonderer Baum. Weihnachten ist in der Ukraine auch nicht für Geschenke gedacht, sondern eher für das Feiern mit der Familie und religiöse Anlässe, nicht für kommerzielle. Das Weihnachtsessen in der Ukraine ist meistens riesig und hat eine lange Vorbereitungszeit. Es gibt meistens Kutjah – ein traditionelles süßes Getreidegericht –, Vareniki – gefüllte Teigtaschen –, Ente oder Truthahn. Die Geschenke legt man dann an Silvester unter den Baum, das größte Geschenk wird meistens am Silvesterabend oder am 1. Januar überreicht, alle anderen werden dann am 1. Januar aufgemacht. Das machen mein Mann und ich auch hier noch so. In Deutschland sieht man dafür schon im Oktober weihnachtliche Produkte im Supermarkt oder Lichterketten überall, und ich liebe das. Genau wie die deutschen Weihnachtsmärkte. Ich war schon in vielen europäischen Ländern, aber ich muss sagen, dass sie hier mit am schönsten sind.“

Leanne Thomas, USA:

„Meine Familie liebt Weihnachten, wir haben viele Traditionen zusammen. In den USA ist Christmas Eve (Heiligabend) sehr aufregend, weil man sehnsüchtig auf Santa wartet. Erst am Morgen des 25. Dezembers kann man mit Geschenken rechnen. Das ist natürlich ein großer Unterschied zwischen den USA und Deutschland. Christmas Eve beginnt bei uns mit ‚Christmas Caroling‘ im Herzen von Princeton, New Jersey.

Da sammeln sich alle mit Kerzen vor einem riesigen Weihnachtsbaum und singen gemeinsam Weihnachtslieder. Das ist sehr beeindruckend und schön. So was habe ich leider noch nicht in Deutschland entdeckt, aber ich singe einfach für mich selbst Weihnachtslieder den ganzen Dezember.

Ein Festmahl darf natürlich nicht fehlen, und das gibt es, egal, wo ich feiere. Nach dem Essen geht es bei meiner Familie in den USA meistens weiter mit Gedichten und Geschichten erzählen. Wir haben eine Santa-Handpuppe, die sehr alt ist und ein eigenes Gedicht hat. Einer liest das Gedicht vor, und der andere bewegt die Puppe. Danach lesen wir ‚The Night before Christmas‘.

Die Puppe habe ich natürlich nicht in Deutschland, aber ich lese trotzdem immer ,The Night before Christmas’ vor. Dann lesen meine deutschen Schwiegereltern ein paar Geschichten auf Deutsch vor, und um Mitternacht wird ein Sekt getrunken. Mit meinem Mann schaue ich den Film ‚The Muppets Christmas Carol‘. Er und ich haben entschieden, nur ein Geschenk schon am Heiligabend aufzumachen und den Rest erst am nächsten Morgen, um die Traditionen unserer beiden Länder zu kombinieren. Somit haben wir einen guten Kompromiss gefunden, und ich liebe Weihnachten, egal, wo ich feiere.“

Hannah Elfner, Schweden:

„In Deutschland mag ich die Weihnachtsmärkte sehr – und Glühwein ist besser als schwedischer Glögg! Eine meiner Lieblingstraditionen aus Schweden stammt aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Das schwedische Fernsehen hat 1960 die Rechte erworben, eine Zusammenstellung von Disney-Kurzfilmen zu zeigen. In vielen Haushalten ist es ohne sie einfach kein richtiges Weihnachten – ich schaue sie auch jetzt noch jedes Jahr. Unser Weihnachtsessen, das Julbord, besteht aus den Dingen, die man auch auf einem schwedischen ‚Smörgåsbord’(deutsch: Buffet) findet: alles, was sich in den kalten schwedischen Wintern lagern lässt. Während des Abendessens bekommen alle Erwachsenen ein kleines Glas mit Schnaps, und immer wenn jemand in Stimmung ist, stimmt er ein Lied an. Ein ‚snapsvisa‘ ist ein Trinklied, bei dem alle am Tisch mitmachen müssen. Um nach dem Essen zu verdauen, halten wir uns an den Händen und tanzen um den Weihnachtsbaum. Der soll bis zum 13. Januar stehen bleiben, dem Tag des Heiligen Knut. Dann haben wir unsere letzte Weihnachtsfeier, bei der wir ‚den Baum austanzen‘. Wenn wir die Dekoration abbauen und den Baum wegwerfen, geben wir ihm ein schönes Abschiedsfest und tanzen bis zum Bordstein um den Baum herum.“