Angriff der Hamas auf Israel Alte Synagoge in Wuppertal: Erinnern, aufklären, ermutigen

Wuppertal · Mit einer Veranstaltungsreihe arbeitet die Begegnungsstätte Alte Synagoge ab 3. September den Angriff der Hamas auf Israel auf.

„Nie wieder ist jetzt“, sagen Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge, und Werner Kleine, Vorsitzender des Trägervereins.

„Nie wieder ist jetzt“, sagen Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge, und Werner Kleine, Vorsitzender des Trägervereins.

Foto: Anna Schwartz

Am 7. Oktober 2023 griff die Terrororganisation der Hamas den Staat Israel an. Sie überfiel zahlreiche Ortschaften am Gazastreifen, entführte oder ermordete mehrere tausend Jüdinnen und Juden. Seitdem steht die israelische Gesellschaft unter Schock. Mit einer Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Nie wieder ist jetzt!“ möchte die Begegnungsstätte Alte Synagoge nicht nur an den Jahrestag erinnern, sondern auch aufklären. Sie umfasst sieben Vorträge renommierter Wissenschaftler sowie ein Konzert in der Friedhofskirche und findet vom 3. September bis 27. November statt.

Darf man noch gefahrlos Kritik an Religionen üben?

„Der Angriff hat die Welt bestürzt und viel Solidarität ausgelöst“, sagt Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte. Gleichzeitig bestehe eine Unsicherheit, die Fragen eröffne – etwa, wie es überhaupt zu dem Konflikt gekommen ist und ob man noch Kritik an Religionen üben darf, ohne gefährdet zu sein. Oft werde das Handeln durch Reflexe bestimmt, die einer sachlichen Grundlage entbehren. „Was es aber braucht, ist Reflexion – und die benötigt Zeit.“ Daher sei es notwendig, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. „Die Besucher nehmen allein schon dadurch, dass sie hierherkommen und an einer der Veranstaltungen teilnehmen, eine andere Perspektive ein“, ergänzt Werner Kleine, Pastoralreferent und Vorsitzender des Trägervereins. Gerade die Begegnungsstätte passe als Ort der Reihe sehr gut, zumal mit dem 9. Oktober auch der fünfte Jahrestag des Anschlags auf die Synagoge in Halle bevorstehe.

Den Auftakt bildet am Dienstag, 3. September, um 19 Uhr ein Vortrag des Islamwissenschaftlers Abdel-Hakim Ourghi von der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Er veröffentlichte 2023 das Buch „Die Juden im Koran. Ein Zerrbild mit fatalen Folgen“. Ourghi sei „einer der wenigen, die sich trauen, einen solchen Vortrag zu halten, zumal er als Muslim den Finger in die eigene Wund legt“, betont Werner Kleine.

Die Gedenkwoche selbst findet vom 7. bis 10. Oktober statt. Unter anderem analysiert Historiker Volker Weiß dann Formen des gegenwärtigen Antisemitismus am Beispiel der Kunstausstellung „documenta“ im Jahr 2022, bei dem unter anderem ein großes Banner eines indonesischen Künstlerkollektivs für Aufsehen sorgte, weil es in seinen Darstellungen Juden diskriminierte. Zur Gedenkwoche gehört auch ein Konzert des Konzertchors Wuppertal mit Bratschist Michael Gehlmann und Schauspieler Olaf Reitz unter der Leitung von Thorsten Pech. Es findet am 9. Oktober in der Elberfelder Friedhofskirche statt und widmet sich unter dem Titel „Erinnern und Ermutigen“ jüdischen Melodien und Gesängen.

Die Reihe setzt sich im November mit drei weiteren Veranstaltungen fort, unter anderem mit einem Vortrag des Politikwissenschaftlers Stephan Grigat von der Katholischen Hochschule in Aachen, der die Frage stellt, ob Erinnern als höchste Form des Vergessens bezeichnet werden kann. Zum Abschluss ist der Chefredakteur der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeinen“, Philipp Peyman Engel, mit einem Vortrag über „Deutsche Lebenslügen“ zu Gast.

„Mit dem Massaker der Hamas hat sich das Trauma des Holocaust wiederholt“, heißt in der Ankündigung der Reihe. Ohnmacht, Wut und Hilflosigkeit seien auch in der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland vorherrschende Gefühle. „Sie machen sich Sorgen vor neuer Ausgrenzung und Angriffen.“ Dem will „Nie wieder ist jetzt!“ begegnen. Buchstäblich. Durch lebendiges Wissen und aktuelle Forschungsergebnisse, die auch die Sozialen Medien umfassen, in denen Antisemitismus und Hassreden gegenwärtig seien, so Schrader.