Herr Weidinger, was bedeutet Ihnen Gesang?
Spielzeit 2024/25 Das ist der neue Bassbariton der Wuppertaler Oper
Wuppertal · Oliver Weidinger ist ein Gast-Ensemblemitglied der Oper in der kommenden Spielzeit.
Oliver Weidinger ist Bassbariton und Gast-Ensemblemitglied der Oper für die Spielzeit 2024/25. Sein Debüt gibt er in „Die lustigen Weiber von Windsor“. Er singt Herrn Reich, am 8. September wird die komisch-fantastische Oper in drei Akten von Otto Nicolai wieder aufgeführt. Sie hatte im Juni Premiere. Der Sänger ist auch als Gesangspädagoge tätig und unterrichtet als Lehrbeauftragter an der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Oliver Weidinger: Bei uns zu Hause wurde immer gesungen. Meine Mutter sang mit uns Kindern, mein Vater spielte dazu gerne Klavier. Singen war für mich immer das Natürlichste auf der Welt. Dass ich heute mit Singen meinen Lebensunterhalt verdienen kann, macht mich sehr glücklich. Singen ist für mich immer mit einer unbändigen inneren Freude verbunden, und das sollte man uns Sängern und Sängerinnen auch immer anmerken.
Was bedeutet Ihnen die Oper?
Weidinger: Ich muss etwa acht oder neun Jahre alt gewesen sein, da habe ich meinen ersten Tristan gesehen. Ich war von dieser Form des Theaters sofort begeistert. Mit dem Gesang ein solches Spektrum an Gefühlen ausdrücken zu können, faszinierte mich damals und das tut es noch heute. Allerdings habe ich die Seiten gewechselt und bin heute lieber Täter als Opfer. Eine Oper zu singen heißt, den ganzen Körper und die Seele in Schwingung zu versetzen. Es gibt nichts Vergleichbares.
Haben Sie eine Lieblingsrolle, Lieblingsarie, Lieblingsoper oder einen Lieblingskomponisten?
Weidinger: Meine Lieblingsrolle ist ganz klar der Alberich. Vom Überschwang bis zur totalen Erniedrigung, da ist das gesamte Gefühlsleben eines Menschenlebens drin. Meine Lieblingsarie ist Susannas Rosenarie. Ich erinnere mich an eine wunderbare „Figaro“-Produktion, ich stand versteckt am Portal, meine wunderbare Susanna sang und ich musste mir die ein oder andere Träne verdrücken. Meine Lieblingsoper sind „Die Meistersinger von Nürnberg“ – was sonst als Nürnberger. Und mein Lieblingskomponist ist Mozart, schon allein wegen des Schlusses des Figaro.
Wie alt sind Sie, wo wurden Sie geboren, wo wuchsen Sie auf?
Weidinger: Ich wurde 1970 in Nürnberg geboren, wuchs dann erst in Nürnberg und im Nördlinger Ries auf. Mit zehn Jahren wurde ich Mitglied des Windsbacher Knabenchors.
Welche Bedeutung hatten Umfeld/Eltern/Freunde für den Zugang zur Oper?
Weidinger: Wie gesagt, ich stamme aus einem musikalischen Elternhaus, wenngleich Oper bei uns keine große Rolle spielte. Trotzdem war dieser Einfluss sehr prägend. In Windsbach hatte ich dann einen Musiklehrer, der mit uns regelmäßig nach München in die Staatsoper gegangen ist, dort sah ich dann Sawallischs Strauß-Zyklus und vieles mehr.
Welches waren bislang die wichtigsten Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?
Weidinger: Nach meiner Zeit im Knabenchor, also nach dem Abitur, hatte ich in Nürnberg eine Gesangslehrerin, bei der sich mein Berufswunsch konkretisierte. Ich studierte dann in München. Bis zu meinem Abschluss an der Hochschule hatte ich in 16 verschiedenen Rollen, von ganz klein bis groß, auf der Bühne gestanden. Zunächst blieb ich noch in München und sang an freien Bühnen, bis ich 2001 in mein erstes Festengagement am Landestheater Detmold ging. In meiner ersten Spielzeit sang ich dort in sieben Produktionen mit großen Fachpartien über 100 Abende. Nach drei Jahren endete meine Zeit in Detmold und ich debütierte am Staatstheater Nürnberg, in meiner Heimatstadt. Von dort aus ging es als Gast quer durch die Republik, bis ich 2015 am Volkstheater in Rostock engagiert wurde. Dort lernte ich auch meine Frau kennen, die Regieassistentin war. 2019 gingen wir zusammen nach Regensburg, ich als Sänger, sie inzwischen als Optikerin. Inzwischen haben wir eine wunderbare kleine Tochter.
Was hat Sie nach Wuppertal geführt?
Weidinger: Mein Agent hatte mich dort als Gast für eine Produktion vorgeschlagen und ich habe vorgesungen. Offenbar ganz gut, denn man bot mir anstelle der Gastvakanz einen Platz als (Gast-)Ensemblemitglied an. Lustigerweise war das in Rostock und Regensburg genauso.
Was kennen Sie von Wuppertal bislang, was schätzen Sie?
Weidinger: Leider noch viel zu wenig. Zwar habe ich bei Gastspielen am Theater Hagen den ein oder anderen Ausflug gemacht, aber da ist noch Luft nach oben.
In welchen Produktionen wirken Sie in der kommenden Spielzeit mit?
Weidinger: In „Die lustigen Weiber von Windsor“ singe ich Herrn Reich, in „Salome“ den fünfen Juden und den zweiten Soldaten, in „Hänsel und Gretel“ den Peter, in „Von Thalia geküsst“ Robert Riemer und in „Don Giovanni“ Leporello.