Doping: Anabolika im Studio
Ein Wuppertaler Fitnesstrainer sprach mit uns über die Popularität und die Gefahren von Doping vor allem bei Jugendlichen.
Wuppertal. In der Werbung, im Kino, in Serien, von Plakaten und in Zeitschriften strahlen sie uns entgegen: Männer mit Waschbrettbauch, mit durchtrainierten Oberarmen und muskelbepackten Beinen. Der eigene Körper ist längst zum Aushängeschild geworden, das Aussehen Kapital und Quelle zur Stärkung des eigenen Egos zugleich. Wer heutzutage etwas auf sich hält, der geht in eines der vielen Fitnessstudios und formt dort seinen Körper.
Wie weit sich das Verlangen nach einem perfekten Körper steigern kann, berichtet Sebastian M. (Name von der Redaktion geändert). Der Wuppertaler ist 29 Jahre, hat vor zehn Jahren angefangen, intensiv Kraftsport zu betreiben, ist mittlerweile selber Fitnesstrainer und kennt sich in der Szene aus. "Das Training kann zur Sucht werden, wenn man Erfolge sieht und dadurch sein Selbstbewusstsein steigern will", erklärt er.
Besonders gefährlich wird es, wenn verbotene Substanzen zum Muskelaufbau ins Spiel kommen. Das Angebot auf dem Markt reicht von Spritzen über Tabletten, von reinem Testosteron bis hin zu dubiosen asiatischen Präparaten. Und alle haben sie eines gemeinsam: Sie sind verdammt gefährlich.
M. weiß von Fällen, in denen Jugendliche mit gebrochenen Beinen ins Krankenhaus eingeliefert wurden, weil die Knochen den Belastungen der Gewichte nicht mehr gewachsen waren. Aber auch die "normalen" Nebenwirkungen sind erschreckend: "Bei einem meiner Freunde hatte sich durch die Hormone eine regelrechte weibliche Brust gebildet, die wegoperiert werden musste. Es kann auch zu Nierenversagen, Haarausfall, heftigen Aggressionen und starker Aknebildung kommen", berichtet Möller. Irgendwann kämen viele, die regelmäßig Kraftsport betreiben, auf den Gedanken, nachzuhelfen.
Die Möglichkeiten, an die verbotenen Substanzen zu kommen, seien oft denkbar einfach. Als Quelle dienen demnach meist das Internet oder Dealer. Auch in Studios werde mitunter gehandelt. Aber auch einige Ärzte mischten im Geschäft mit der Schönheit fleißig mit. So wisse er von Freunden, die bei ihrem Arzt die leistungssteigernden Mittel ganz offen erwerben würden, erzählt Möller.
Das bestätigt auch Arnold Schüller, Vorsitzender der Ärztekammer Nordrhein. "Es stimmt, dass auch Ärzte da teilweise mitmachen. Das Problem ist diese Lifestylegesellschaft, in der wir leben, und die Vorzeigementalität, die wir uns angeeignet haben. Wen man im normalen Leben nichts erreicht hat, dann will man das woanders ausgleichen", erklärt Schüller die Beweggründe der Betroffenen. Besonders Jugendliche gingen oft sehr bedenkenlos mit diesem Thema um.
Das weiß auch Sebastian M. aus eigener Erfahrung: "Auf einer Fitnessmesse habe ich damals jede Menge Pülverchen zugesteckt bekommen, und alles einfach mal ausprobiert. Man vertraut den Leuten dort und glaubt, was sie einem sagen."
Das Thema Doping werde heutzutage immer früher an die Jugendlichen herangetragen, die Tabuzone auch für die Einnahme von Eiweiß- und Kohlenhydratpulvern sei in den letzten Jahren dramatisch gesunken, erklärt der Fitnesstrainer. Viele machten sich durch die Sucht nach Schönheit und durch die Unterschätzung der Gefahren ihren Körper nachhaltig kaputt. "Manche trainieren aber auch dann noch weiter. Wenn sie Schmerzen haben, nehmen sie einfach die entsprechenden Mittel dagegen." Auch wenn viele Leute sauber seien, schätzt M. die Zahl derjenigen, die schon einmal etwas ausprobiert haben, auf etwa ein Fünftel.