Musicalstars fahren zweigleisig
Blick hinter die Kulissen: Robin Ulmke will Schauspieler werden. Beim „Starlight Express“ in Bochum kam er seinem Traum näher.
Wuppertal. Am besten fährt man zweigleisig. Denn wenn’s mit Plan A nicht klappt, bleibt immer noch Plan B. Und der ist beim "Starlight Express" in Bochum genauso wichtig wie die alles verbindende Brücke, die hoch über der Bühne schwebt, wenn rasend schnelle Eisenbahnen andere Wege suchen, und sich senkt, wenn sie für waghalsige Stunts gebraucht wird. Alles kein Problem: Techniker können das imposante Schmuckstück drehen und wenden, wie sie wollen.
Das ständige Auf und Ab ist Programm, doch selbst die flinksten Profis sind vor technischen Pannen nicht gefeit. Nadine Villmann könnte davon ein Lied singen - wenn sie selbst auf der Bühne stünde und nicht lieber Musical-Sprecherin wäre. So überrascht sie ihren Ehrengast, den 14-jährigen Robin Ulmke aus Wuppertal, nicht mit Gesang, sondern mit exklusiven Informationen: "Die Brücke ist ein zentrales Element. Für den Fall, dass sie einmal nicht funktionieren sollte, gibt es einen Plan B, damit die Darsteller wissen, wie sie von einer Szene zur nächsten kommen."
Zum Glück ist das an diesem Abend nur graue Theorie. Robin Ulmke genießt eine perfekte Vorstellung und malt sich in den schillerndsten Farben aus, wie es wäre, wenn er selbst auf durchs Rampenlicht rollen könnte.
Was wäre das Leben auch ohne Visionen? Man muss nur fest genug dran glauben - das ist die traumhafte Botschaft der rasanten Rollschuh-Show. Eine große Hoffnung hat auch der 14-Jährige: Er möchte Schauspieler werden. Da kommt die Gelegenheit, auf Einladung der WZ hinter die Kulissen zu schauen, wie gerufen.
Genau dort findet er alles, was das ambitionierte Schauspieler-Herz in Wallung bringt: Kostüme, an denen gute vier Monate genäht, gestickt und gefeilt wird, bevor sie bühnenreif sind. Kopfmikrofone, die fein säuberlich nach Namen sortiert - wie wertvolle Tresorschlüssel - im Flur hängen, und handbemalte Perücken, die 40 Stunden lang Form und Farbe annehmen, ehe sie die Häupter der Stars schmücken, die sich beim Wettrennen der Lokomotiven ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.
Dass ihnen dabei schon mal ein Haar (oder auch mehr) gekrümmt wird, hat Dennis Gradtke am eigenen Leib erfahren. Den 24-jährigen Wuppertaler, der als HipHopper 3 für Stimmung sorgt, setzte zuletzt eine Beinverletzung außer Gefecht. Doch pünktlich zum Treffen mit Robin ist er wieder fit - und locker wie eh und je. Wie sein größter Fan all das findet? "Cool", meint der 14-Jährige. "Das ist richtig cool!"
Zumal seine Vorbilder mehr als zweigleisig fahren: 40 Künstler sind unter Vertrag, manche können bis zu 13 Rollen übernehmen. Der fleißigste Mitarbeiter arbeitet trotzdem monoton: Die Waschmaschine hat eine zentrale Stellung hinter den Kulissen, durch die Robin staunend wandert. "Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so eng ist."
Doch seinen großen Bühnen-Traum können selbst kleine Garderoben nicht schmälern, schließlich kann er schon erste Auftritte in der Kirchengemeinde Unterbarmen-Süd vorweisen. "Robin kann super auswendig lernen", bestätigen seine Eltern, Olivia und Dennis Ulmke.
Die schweißtreibende Arbeit überlässt der begeisterte Sportler, der lieber Handball spielt als Rollschuh fährt, an diesem Abend allerdings anderen: Robin lehnt sich genüsslich zurück. Er ist seinem Traum ein gutes Stück näher gekommen - und hat gelernt, dass man träumen sollte, ohne die Realität aus den Augen zu verlieren. Auch er hat deshalb einen Plan B: Falls es mit der Schauspieler-Karriere nicht klappt, "werde ich Komiker".