Mittagessen in der Schule: Aufs Schulbrot geschmiert

Eine Wuppertaler Initiative will das kostenlose Schulmittagessen retten. Hoffnung macht ihr ausgerechnet Jürgen Rüttgers, der unter dem Motto "Kein Kind ohne Mahlzeit" zehn Millionen Euro für die Schulspeisung übers Land streuen will.

<strong>Wuppertal. Keiner ist näher dran am Elend als Lars Timmer. "Montags kann man genau erkennen, welche Kinder am Wochenende nichts Anständiges zu essen bekommen haben. Man sieht es ihnen an." Lars Timmer ist Koch in der Mensa der Gesamtschule Else Lasker-Schüler. 550 Mittagessen werden dort jeden Tag ausgegeben. Doris Schröer, Geschäftsführerin des Mensavereins, richtet sich darauf ein, dass es künftig bis zu 200 weniger sein werden. Das ist die Zahl der Mensabesucher, die bisher aufgrund ihrer Bedürftigkeit das Schulmittagessen kostenlos erhalten haben. Diese Leistung ist per Ratsbeschluss abgeschafft worden, um Mittel (rund 500 000 Euro) unter anderem für die Unter-Dreijährigen-Betreuung freizubekommen. Härtefälle sollen über einen Sozialfonds abgefangen werden (die WZ berichtete). Die politische Richtungsentscheidung gegen das kostenlose Schulmittagessen hat eine Welle der Empörung ausgelöst und zur Gründung der Initiative Schulmittagessen geführt. Darin haben sich Lehrer, Schüler, Mensa- und Betreuungsvereine zusammengeschlossen mit dem Ziel, das kostenlose Schulmittagessen zu erhalten. Sollte das nicht gelingen, befürchtet die Initiative nicht nur das personelle und organisatorische Chaos, sondern vor allem den sozialen Kahlschlag an den Mensatischen. Arme Kinder, die - wenn überhaupt - auf ihrem Butterbrot herumkauen, während nebenan der reiche Mitschüler seine warme Mahlzeit genießt. Betroffen sein könnten Hunderte, wenn nicht Tausende von Kindern. Verlässliche Zahlen gibt es noch nicht, dennoch steht für Lehrer Gerd Holl fest: "Dann wird die Armut erkennbar."

Schüler und Lehrer gemeinsam für das Gratis-Mittagessen

Angelika Meissner, Sprecherin der Betreuungsvereine, befürchtet, dass an den Ganztagsgrundschulen viele Gruppen aufgrund der Verunsicherung nicht zustande kommen - mit dramatischen Folgen für die Einrichtungen.

Und auch die Schüler wollen eine Zwei-Klassen-Speisung nicht erleben. "Ich bin nicht bereit, meinem Mitschüler aus ärmeren Verhältnissen einen vorzuessen", erklärt Matthias Reth vom Wuppertaler Schülerparlament.