Schulzeitverkürzung: Ganztag oder Samstag?

Wegen des Abiturs nach zwölf Jahren kommt der Samstagsunterricht wieder ins Spiel.

Wuppertal. Künftig dürfen die Schulen in NRW an allen Samstagen unterrichten. Zumindest sieht das ein Erlass des Schulministeriums vor. Demzufolge fallen komplizierte Anträge weg, die Schulen entscheiden selbststständig über den Samstagsbetrieb. Lehrerverbände sprechen in ersten Reaktionen von einem hausgemachten Problem. Lange vor Einführung der verkürzten Schulzeit (Abi nach zwölf Jahren) hätte die Landesregierung über einen organisierten Ganztag nachdenken sollen. Andere sprechen sogar von einer "Rolle rückwärts".

Tatsächlich hat der geplante Samstagsunterricht mit der verkürzten Schulzeit und der sich verdichtenden Stundenzahl zu tun. Allerdings ist Antonia Dicken-Begrich, Leiterin des Carl-Duisberg-Gymnasiums und Sprecherin der Direktoren der Wuppertaler Gymnasien, von Elternseite kein Wunsch bekannt, wonach die Kinder mittags nach Hause und am Samstag in die Schule geschickt werden sollen. Eher im Gegenteil: Eltern forden stärker als früher eine verlässliche Betreuung auch über Mittag. Schließlich kommen etliche der Schüler mittlerweile von offenen Ganztagsgrundschulen.

Rainer Dahlhaus, Leiter der Gesamtschule Langerfeld und Sprecher der Wuppertaler Gesamtschulen, glaubt zwar nicht, dass sich an den Gesamtschulen viel ändern wird. Denn dort herrscht ohnehin ein Ganztagsbetrieb. Aber auch er weiß weder von Schülern, Eltern oder Lehrern, die Interesse am Samstagsbetrieb hätten.

"Wer die Stunden so verdichtet, der muss Ganztag schaffen", stellt Dahlhaus aber klar. Dabei geht es um bis zu 35 Wochenstunden, die die Schüler leisten müssen. Bei einer siebten Stunde muss es zudem zuvor mindestens 30 Minuten, bei siebter und achter Stunde sogar 60 Minuten Pause gegeben haben.

Antonia Dicken-Begrich sieht ein weiteres Problem: Blocken die Schulen künftig den Samstag, so müssten sich in der Folge beispielsweise Sportvereine ganz neu orientieren. Denn bis jetzt befinden sich die samstags und wochentags nach 17 Uhr in den Sporthallen der Schulen. Ein Umstand, der bei Samstagsunterricht nicht so bleiben könne. Ändere sich also die Schule an dieser Stelle, so ändere sich die Gesellschaft insgesamt.

Schuldezernentin Marlis Drevermann ist übrigens gegen eine Ausweitung auf den Samstag: "Mit der Samstagsschule haben die Familien doch gar nichts mehr voneinander."