Gesundheit Fliegen in der Schwangerschaft: Das müssen Frauen beachten
Wuppertal · Die beste Zeit für eine Flugreise ist zwischen der 20. und 30. Schwangerschaftswoche.
Sommerzeit ist Urlaubszeit. Die Lust zu verreisen, macht natürlich auch vor Schwangeren nicht Halt. Viele Reiseziele sind jedoch nur mit dem Flugzeug zu erreichen. Aber ist es ratsam, während der Schwangerschaft zu fliegen? „Ja, Schwangere können grundsätzlich eine Flugreise antreten“, sagt Prof. Markus Fleisch, Direktor der Landesfrauenklinik am Helios Universitätsklinikum Wuppertal (HUKW). „Die beste Zeit dafür ist zwischen der 20. und 30. Schwangerschaftswoche. Vor der zwölften Woche sollten Flüge – wenn möglich – vermieden werden, da in dieser Phase das Risiko für Fehlgeburten erhöht ist und die Schwangerschaft sich noch stabilisieren muss.“
Ist der Schwangerschaftsverlauf unauffällig, gibt es bis zur 34. Schwangerschaftswoche keine medizinischen Bedenken gegen einen Kurzstreckenflug. „Danach kann der reifende Mutterkuchen in Einzelfällen die Druckveränderungen in der Kabine nicht mehr ausreichend kompensieren, sodass das Risiko medizinischer Komplikationen steigt, wie etwa eine vorzeitige Plazentalösung oder eine Unterversorgung des Kindes“, berichtet Fleisch.
Erhöhtes Risikofür Thrombosen
Ein weiteres Risiko beim Fliegen während der Schwangerschaft besteht in der Bildung von Blutgerinnseln, sogenannten Thrombosen. Durch die Reduktion des Luftdrucks in der Flugkabine verringert sich der Außendruck auf die Venen, wodurch sich Blutgerinnsel bilden können. „Schwangere sind grundsätzlich gefährdeter, eine Thrombose zu bekommen“, betont der Gynäkologe. „Frauen, die neben der Schwangerschaft einen weiteren Risikofaktor zur Ausbildung von Thrombosen haben, sollten in der Schwangerschaft nicht ins Flugzeug steigen. Ist das nicht vermeidbar, sollten sie schon vor dem Flug feste Kompressionsstrümpfe tragen und, in Absprache mit dem behandelnden Gynäkologen, einen Gerinnungshemmer wie Heparin spritzen.“
Doch auch Schwangere ohne zusätzliche Risikofaktoren sollten während eines Flugs auf einige Dinge achten: Dazu gehören Bewegung während des Flugs, ein Sitzplatz mit Beinfreiheit und reichlich Flüssigkeitsaufnahme in Form von Wasser. „Besonders bei Langstreckenflügen ist es wichtig, regelmäßig aufzustehen und ein paar Schritte im Gang zu gehen, um die Blutzirkulation anzuregen“, rät der Mediziner.
Wurden bei Vorsorgeuntersuchungen Besonderheiten beim Kind festgestellt, beispielsweise eine Unterversorgung, eine Wachstumsverzögerung oder Fruchtwasserbesonderheiten, ist eine ärztliche Beratung vor der Flugbuchung unabdingbar. „Kurzstreckenflüge unter vier Stunden Flugzeit sind generell günstiger für Schwangere als Langstreckenflüge“, sagt Fleisch.
Werdende Mütter müssen außerdem beachten, dass die meisten Fluggesellschaften Schwangere nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt befördern. Dieser sollte bei der Flugbuchung erfragt werden. Für bestimmte Länder außerhalb der EU gelten zudem Einreiseverbote für Schwangere ab einer gewissen Schwangerschaftsdauer.
Von tropischen Reisezielen sollten Schwangere wegen des erhöhten Infektionsrisikos zudem absehen – auch, weil Impfungen nur eingeschränkt möglich sind.
Vor allem das Zika-Virus kann für Schwangere gefährlich werden, denn das Virus kann auf den Fötus übergehen und diesen schwer schädigen. Daher ist es ratsam, Reisen in Gebiete zu vermeiden, in denen das Zika-Virus verbreitet ist. Das sind neben der Karibik vor allem Afrika, Asien, Zentralamerika, Nordamerika, die Pazifischen Inseln und Südamerika.
Neben Zika sind auch andere tropische Krankheiten wie Malaria und das Dengue-Fieber problematisch, da die Behandlungsmöglichkeiten während der Schwangerschaft eingeschränkt sind und das Risiko schwerer Komplikationen besteht. Schwangere sollten daher ihre Reiseziele sorgfältig auswählen und gegebenenfalls ärztlichen Rat einholen, um mögliche Gesundheitsrisiken zu minimieren.
Ein bei der Reiseplanung oft übersehener Aspekt ist die Reisekrankenversicherung. Viele Standardversicherungen decken keine Schwangerschaftskomplikationen ab, besonders dann nicht, wenn das Risiko schon vor Antritt der Reise bekannt war. Bei der Wahl der Versicherungsgesellschaft und der genauen Konditionen sollte daher sichergestellt werden, dass schwangerschaftsbedingte Behandlungen und eventuelle Frühgeburten im Ausland abgedeckt sind.
Neben den medizinischen Aspekten spielt auch der Komfort eine große Rolle. Lange Flugzeiten und unbequeme Sitzpositionen können die Reise für werdende Mütter sehr anstrengend machen. Deshalb ist es hilfreich, neben einem Sitzplatz mit mehr Beinfreiheit auch spezielle Kissen für zusätzlichen Komfort mitzunehmen.
Viele Flughäfen bieten zudem spezielle Unterstützung für Schwangere an, zum Beispiel bevorzugtes Boarding und Zugang zu speziellen Wartebereichen. „Mit der richtigen Vorbereitung und den nötigen Vorsichtsmaßnahmen können schwangere Frauen sicher und komfortabel reisen“, sagt Fleisch.