Corona-Krise Die Kurrende will zeigen, was die Stimme alles kann

Um trotz Corona-Einschränkungen Nachwuchs zu finden, bietet der Dirigent kostenlose Gesangsstunden an.

Valentin im Unterricht mit Markus Teutschbein, Leiter der Wuppertaler Kurrende.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Das Passionskonzert musste ausfallen, die Rossini-Messe verschoben werden. Normale Chorproben sind bis heute nicht möglich. Die Wuppertaler Kurrende leidet sehr unter den Corona-Beschränkungen. Da beim Singen besonders viel Aerosol ausgestoßen wird, ist sehr viel Abstand nötig. Lange Zeit konnten die Jungen nur am Computer proben: Dirigent Markus Teutschbein sang und spielte am Klavier, die Kinder sangen zu Hause mit – aber ohne Mikrofon, wegen der Zeitverzögerung.

Seit ein paar Wochen ist auch wieder Einzelstimmbildung möglich. Inzwischen dürfen im großen Saal acht bis zehn Personen gleichzeitig singen. Bei gutem Wetter proben die Gruppen auch vor dem Gebäude. „Da müssen wir unsere Nachbarn um Verständnis bitten“, sagt Markus Teutschbein. Aber dieses Musizieren in kleiner Gruppe ist natürlich etwas ganz anderes, als wenn der ganze Chor probt. Und wann Konzerte wieder möglich sind, bleibt derzeit ungewiss.

Jedes Jahr scheiden zehn Jungen wegen Stimmbruchs aus

Gleichzeitig macht sich der Dirigent große Sorgen um den Nachwuchs. „Normalerweise laden wir die Kinder zu einem Tag der offenen Tür oder einer Schnupperwoche ein – das geht jetzt nicht.“ Mindestens zehn Sechs- bis Achtjährige würde Teutschbein gerne für seinen Chor gewinnen. Denn ebenso viele kommen jedes Jahr in den Stimmbruch und müssen deshalb ausscheiden. Um trotzdem neue Jungen anzusprechen, bietet der Dirigent Interessenten jetzt eine kostenlose Gesangsstunde an. Wer Spaß am Singen hat, kann sich bei der Kurrende melden und dann entdecken, was mit der Stimme so alles möglich ist. Eine Kurrende-Zeit beginnt mit dem Spatzenchor einmal pro Woche, dann folgt die Chorschule zweimal pro Woche, bis die erfahrenen Sänger in den Konzertchor wechseln dürfen.

Die sehr beliebte zweiwöchige Chorfreizeit muss dieses Jahr ebenfalls ausfallen. Stattdessen treffen sich die Sänger am Ferienende im Probenheim an der Mozartstraße zu einer Intensiv-Probenwoche. Besonders viel müssen acht Jungen proben, die bei den Wuppertaler Bühnen in der Zauberflöte die drei Knaben singen sollen. „Das hat sich alles stark verzögert, aber die Jungen sind hoch motiviert“, sagt Markus Teutschbein.

Nach den Ferien beginnen
die szenischen Proben

Jede Rolle ist zwei- bis dreifach besetzt, falls jemand krank wird. Im Einzelunterricht hat der Dirigent die Jungen vorbereitet, jetzt proben sie als Gruppe. Nach den Ferien beginnen die szenischen Proben. Und dann hofft die Kurrende, dass bald auch wieder Konzerte stattfinden können. Vor allem die Quempas-Konzerte vor Weihnachten gehören für Sänger und Zuhörer einfach fest zum Advent.