Klezmer-Musik, kleine Mäuse und große Zivilcourage
Porträt: Roswitha Dasch ist nicht nur ein musikalisches Multitalent. Sie engagiert sich auch für Holocaust-Überlebende.
Wuppertal. Sie ist Herrin einer ganzen Mäuseschar. Mit Freude leitet die Violinistin Roswitha Dasch das Mäuseorchester für Kinder ab fünf Jahren an der Bergischen Musikschule. Derzeit sind 15 kleine Instrumentalisten mit Violine, Bratsche und Cello dabei. An drei Tagen in der Woche unterrichtet Dasch an der Musikschule Violine. "Die Schüler kommen meistens ganz jung zu mir, und ich begleite sie dann auf ihrem Lebensweg. Das ist eine große Sache", sagt sie.
Doch Dasch ist nicht nur Musikpädagogin, die 45-Jährige ist auch Geigen-Virtuosin und Sängerin, Duo-Partnerin, Klezmer-Spezialistin, Vereinsgründerin, Ausstellungsmacherin und Kabarettistin. Die künstlerische Vielseitigkeit ist Dasch schon in die Wiege gelegt worden.
Der Großvater Josef Wagner war Pianist und Komponist, die Mutter Mechthild Dasch ist bildende Künstlerin. Tochter Roswitha kommt in Marl zur Welt und wächst in Haltern am See auf. Mit acht Jahren beginnt sie Geige und Klavier zu lernen.
1983 kommt Dasch zum Musikstudium nach Wuppertal. Da sie sich schon lange für jüdische Kultur interessiert, lernt sie jetzt Jiddisch und beschäftigt sich intensiv mit Klezmer-Musik. Sie gibt Konzerte mit verschiedenen Ensembles. Seit Ende der 90er Jahre bildet Dasch mit der Freiburger Akkordeonistin und Sängerin Katharina Müther das Duo Wajlu. Sie reisen mit großem Repertoire an jüdischer und osteuropäischer Musik durch die Welt. Diesen Sommer haben sie Konzerte in Tansania gegeben.
In Wuppertal organisiert Dasch zudem seit 1997 ein jährliches Klezmer-Festival. "Wuppertal hat sich als Standort für Klezmer etabliert", resümiert Dasch und schwärmt von ihrer Wahlheimat: "Ich bin hier verwurzelt. Die Stadt ist außergewöhnlich kreativ und kulturell so farbig."
Eine starke Verbundenheit hat die Violinistin zudem zu Litauen. 1994 lernt sie in Vilnius ehemalige Ghetto- und KZ-Häftlinge kennen und erfährt, dass diese meist in Armut leben. Dem Erschrecken darüber lässt Dasch Taten folgen. Zurück in Deutschland sammelt sie Spenden. 1997 gründet sie den Verein "Mizwa - Zeit zu handeln", der die noch rund 90 Holocaust-Überlebenden in Litauen seitdem unterstützt.
Zur Geschichte der Judenverfolgung und -vernichtung in Litauen erarbeitet die Musikerin außerdem die Ausstellung "Sage nie, du gehst den letzten Weg". 1998 erstmalig gezeigt ist die Wanderausstellung nach wie vor unterwegs.
Trotz all dieser Aktivitäten findet sich noch Zeit für andere Dinge. So tritt Dasch auch mit einem Musik- und Kabarettprogramm über Erika Mann auf. Und wenn sie mal nicht arbeitet? Dann verbringt sie Zeit mit Ehemann Ingo Klatt, der Kontrabassist im Bonner Beethoven Orchester ist. "Ich koche gerne und tanze gerne Tango", ergänzt die 45-Jährige noch - und schon ist sie wieder bei der Musik.